Velofreundliche Lichtsignalanlagen
Rapp leitet das Forschungsprojekt «Langsamverkehrsfreundliche Lichtsignalanlagen» der Schweizerischen Vereinigung für Verkehrsingenieure und Verkehrsexperten.
Kennen Sie die Szenerie? Velofahrer, die sich links und rechts an langsam rollenden Kolonnen vorbeischlängeln und bei Rot über die Kreuzung pedalen; Fussgänger, die ungeachtet der Lichtsignalfarbe oder eines existierenden Fussgängerstreifens den direkten und schnellsten Weg zum nächsten ÖV-Anschluss suchen. Die Missachtung der gültigen Verkehrsregeln führt manchmal zu gefährlichen Situationen zwischen Trams, Autos, Bussen und den Fussgänger oder Velofahrern. Meistens verlaufen sie aber glimpflich; in der Regel sind sie ungefährlich. Dennoch bleiben mancherorts Ärger und Unverständnis. Auch unter den Fussgängern und Velofahrern entstehen Konflikte, wenn z. B. ein Velofahrer über das Trottoir ausweicht, um ein Rotlicht zu umfahren.
Das Forschungsprojekt «Langsamverkehrsfreundliche Lichtsignalanlagen» der Schweizerischen Vereinigung für Verkehrsingenieure und Verkehrsexperten hatte zum Ziel, Lichtsignalanlagen (LSA) so zu gestalten, dass sie für den Langsamverkehr (Velos und Fussgänger) möglichst attraktiv konstruiert und gesteuert werden. Dies soll einerseits den Langsamverkehr fördern und andererseits eine bessere Akzeptanz der Lichtsignalregelung bewirken.
Rapp leitete dieses Forschungsprojekt. Teil des Projektes war es, die möglichen Gründe für Übertretungen an Lichtsignalanlagen zu eruieren und diesen mit entsprechenden Massnahmen entgegenzuwirken. Dabei schauten wir auch ins Ausland, wo uns einige Beispiele für langsamverkehrsfreundliche Lichtsignalanlagen vielversprechende Anhaltspunkte lieferten. Zu den bekanntesten gehören:
- eine Grüne Welle für Velofahrer u. a. in Kopenhagen und San Francisco;
- das freie Rechtsabbiegen bei Rot z. B. in Belgien und Frankreich;
- eine Diagonalquerung für Fussgänger – als «Pedestrian Scramble» bekannt – u. a. in Toronto und Städten in Holland;
- eine eigene LSA-Phase für den Langsamverkehr aus allen Richtungen.
In Basel und Genève konnten wir gemeinsam mit den Behörden einige Massnahmen im Rahmen von Pilotprojekten testen. Mit Vorher-Nachher-Erhebungen wurde eine Verhaltensänderung der Verkehrsteilnehmer festgestellt und die dauerhafte Einführung von solchen Massnahmen vom Bundesamt für Strassen (ASTRA) geprüft. Aufgrund der positiven Erfahrungen in Basel schickte der Bundesrat im Oktober 2018 neben weiteren Verordnungsanpassungen auch das freie Rechtsabbiegen bei Rot für Velofahrende in die Vernehmlassung. Damit wird einem mehrmals geäusserten Bedürfnis der Städte Rechnung getragen.