Kapazitätssteigerung auf der Bahnstrecke Zürich-Winterthur
Die Strecke Zürich–Winterthur ist ein Kernstück des regionalen und schweizweiten Bahnverkehrs. Der Ausbau der Strecke auf durchgehend vier Spuren ermöglicht die notwendige Angebotssteigerung. Rapp ist in Ingenieurgemeinschaft mit verschiedenen Ausbauten im Teilabschnitt Bassersdorf beauftragt.
Der gesamte Bahnverkehr zwischen Zürich und Winterthur wird heute über die einzige Doppelspurverbin-dung via Effretikon abgewickelt. Damit ist dieser Streckenabschnitt ein eigentliches Nadelöhr für den Bahnverkehr. Mit einer neuen Doppelspurlinie durch den Brüttenertunnel, dem Ausbau von vier Bahnhöfen und bereits bestehender Strecken wird nun die dringend notwendige Entlastung geschaffen. Damit diese ihre volle Leistungsfähigkeit entfalten kann, wird auch der Bahnhof Zürich Stadelhofen ausgebaut. Der gesamte Projektperimeter erstreckt sich über rund 30 Kilometer und ist in fünf Abschnitte unterteilt. Rapp ist im Teilabschnitt 4 in der Ingenieurgemeinschaft 2GR mit der Realisierung verschiedener Ausbauten im und um den Bahnhof Basserdorf beauftragt.
Ebenfalls zum Auftrag gehört die Konzeption des Lagerflächenmanagements und der Baulogistik für den Teilabschnitt 4. In diesem Zusammenhang wurde abgeklärt, inwieweit der Schotter vor Ort gereinigt und wiederverwendet werden kann. Die daraus resultierenden Empfehlungen für Installationsflächen, die Schotterreinigung, den Transport und die Aufbereitungsanlagen sind in die bestehenden Normen der SBB aufgenommen worden und werden im Bauprojekt angewendet.
Bahnhof Bassersdorf:
Übersicht mit geplanten Objekten im Kunstbauten-, Gleis- und Strassenbaubereich
Umfassendes Facelifting für Bahnhof Bassersdorf
Die Überprüfung der Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems hat gezeigt, dass unter anderem der Bahnhof Bassersdorf den verkehrlichen Anforderungen nicht mehr genügt und neu gebaut werden muss. Dabei werden die Gleisanlagen komplett neu trassiert und der gesamte Bahnhof modernisiert.
Im Bahnhof Bassersdorf werden die Zugänge zu den Perrons barrierefrei ausgebaut, sodass alle Züge stufenlos erreichbar sind. Mit dem Umbau des Bahnhofs sind zwei neue, breite Unterführungen geplant, die den Zugang zur südlichen Seite des Bahnhofs komfortabler machen. Da das Gelände auf der Südseite rund dreieinhalb Meter tiefer liegt, ist entlang des gesamten Aussenperrons eine Stützmauer erforderlich. Sie besteht aus drei Abschnitten, die jeweils von den Rampen- und Treppenbauwerken der neuen Unterführungen Hardstrasse und Bahnhof unterbrochen werden.
In Richtung Effretikon verlassen neu vier Gleise den Bahnhofbereich. Das südliche der beiden bestehen-den Gleise wird seitlich verschoben, um dazwischen Platz für die beiden zusätzlichen Gleise in den Brüttenertunnel zu schaffen. Die zwei neuen Perrondächer der Gleise 1 und 4 überdachen die Rampen- und Treppenzugänge der Personenunterführung und sind für die Aufnahme der Lasten einer Photovoltaikanlage ausgelegt. Auf der Höhe der heutigen Baltenswilerstrasse tauchen die beiden mittleren Gleise in den Brüttenertunnel ein. Die beiden äusseren Gleise führen wie bisher weiter nach Effretikon.
Aufgrund der Lage des Tunnelportals wird die Unterführung Baltenswilerstrasse aufgehoben. Die Kantonsstrasse muss vorgängig verlegt werden und mündet neu südlich der Bahnlinie in die Zürichstrasse. Gleichzeitig wird der heute entlang der Baltenswilerstrasse verlaufende Radweg südlich parallel zur Bahnlinie neu erstellt.
Der nördlich der Bahnlinie verlaufende Abschnitt der Baltenswilerstrasse wird zu einer Gemeindestrasse zurückgestuft. Die Lichtsignalanlage bei der Einmündung Zürichstrasse wird in einen Kreisel umgebaut, verbunden mit weiteren Umbauten auf beiden Strassen. Damit die neuen Bushaltestellen zu Fuss gut erreichbar sind, werden Trottoirs angelegt.
Östlich des Ortsrandes von Bassersdorf befindet sich eine weitere Bahnunterführung, der Durchlass Baltenswilerbach. Das öffentliche Oberflächengewässer entwässert die Wiese östlich der Bahnlinie. Da wegen der neuen Linienführung ein Ersatzneubau notwendig ist, wird dieser gleichzeitig zu einem Durchlass für Kleintiere aufgewertet. Dazu werden vorgefertigte Betonelemente während einer Wochenendsperre vor Ort eingebaut, hinterfüllt und die Gleise neu hergestellt für die Wiederaufnahme des Bahnbetriebs.
Projekt mit besonderen Herausforderungen
Das Bauen bei laufendem Betrieb im innerstädtischen Bereich und in Bahnhofsnähe mit hohem Personenverkehrsaufkommen erhöht die ohnehin schon vorhandene Komplexität um ein Vielfaches. Mitunter bedeutet dies auch, dass die Umsetzung einer Massnahme nur etappenweise möglich ist, um den Bahnbetrieb ohne Unterbrechung zu gewährleisten. So erfolgt der Neubau der Personenunterführung Hardstrasse in drei Phasen, zuerst südlich, dann nördlich der bestehenden Gleise und schliesslich als Inselbaustelle zwischen den neuen Gleisen 1 und 4. Zudem müssen sämtliche Baumassnahmen in Bassersdorf auch mit den Ausbauten der benachbarten Teilabschnitte koordiniert werden, u.a. im Bereich des Tunnelportals ein abschnittsübergreifender Fussweg und Lärmschutzwände.
Schliesslich gehört der Mehrspurausbau zu den Pilotprojekten der SBB, die mit der BIM-Methode geplant werden sollen um die Digitalisierung der Prozesse beim Planen, Bauen und Betreiben voranzutreiben.
Die Firma Rapp kann viele Fachbereiche abdecken. Dank guter Planung und Qualität ist Rapp ein wichtiger Partner innerhalb der Planergemeinschaft.
Rollende Planung bei Grossprojekten
Ende Mai 2023 wurde das Projekt in den betroffenen Gemeinden ausgesteckt und öffentlich aufgelegt. Bürgerinnen und Bürger konnten die Projektunterlagen für die projektierten Bauvorhaben während 30 Tagen einsehen (Baupublikation). Zurzeit läuft das Plangenehmigungsverfahren unter der Leitung des Bundesamtes für Verkehr. Bei einem Projektverlauf ohne Beschwerdeverfahren ist ein Baubeginn ab Mitte der 2020er Jahre und eine Inbetriebnahme des Angebots ab Mitte der 2030er Jahre möglich.
Weiterführende Informationen
MehrSpur Zürich–Winterthur: Bahnausbau via Brüttenertunnel | SBB