Nachhaltige Logistik: Das DLZ Grüebe in Zermatt
Das Dienstleistungszentrum Grüebe revolutioniert die Logistik in Zermatt. Durch die Bündelung von Funktionen und die Integration von Schiene und Strasse wird nicht nur die Effizienz gesteigert, sondern auch die Umweltbelastung reduziert. Die interdisziplinäre Studie der Rapp AG hat die Machbarkeit dieses wegweisenden Projekts untersucht.
Die Idee für das Dienstleistungszentrum Grüebe (DLZ) entstand aus der grundsätzlichen Zielsetzung, die Logistik sowohl für den Ort Zermatt selbst als auch für das gesamte Mattertal verträglicher und effizienter zu gestalten. Dies wird insbesondere durch die Bündelung von Logistikfunktionen an einem Standort und die Attraktivierung der Umschlaganlagen zwischen Schiene und Strasse erreicht. Damit soll einerseits der Modal-Split der Bahn an der gesamten Transportleistung nach Zermatt erhöht und andererseits eine stärkere Bündelung der Sendungen und damit eine Reduktion der Fahrleistungen innerhalb des Dorfes ermöglicht werden. Dadurch können die Emissionen des Lastwagentransports und die Konflikte zwischen Fussgänger:innen und Elektrofahrzeugen im Dorf reduziert werden.
Herausforderungen in Organisation, Technik und Finanzierung
Die Studie der Rapp AG untersuchte die organisatorische, technische und finanzielle Machbarkeit. Organisatorisch galt es, ein Modell zu entwickeln in dem die vielen verschiedenen Akteure im DLZ Grüebe zusammenarbeiten können, ohne ihre unternehmerischen Freiheiten zu verlieren und ohne dass die öffentliche Hand stark in den Markt eingreift. Technisch war die Herausforderung, ein Gebäude zu entwerfen, das nicht nur die vielfältigen logistischen Bedürfnisse erfüllt, sondern auch Platz für diverse Nebennutzungen bietet. Dabei mussten komplexe Rahmenbedingungen durch Terrain, Naturgefahren und angrenzende Infrastrukturprojekte wie den Tunnel Täsch-Zermatt berücksichtigt werden. Das DLZ Grüebe soll weitgehend privat finanziert werden, weshalb bei der Gebäudekonzeption besonderes Augenmerk auf Wirtschaftlichkeit gelegt wurde. Dies erforderte die geschickte Kombination von margenschwachen und emissionsintensiven Logistiknutzungen mit ertragsstarken und häufig sensiblen anderen Nutzungsmöglichkeiten.
Die grösste Herausforderung lag nicht nur in der technischen Umsetzung der Teilkonzepte, sondern auch in der Erfassung der Anforderungen an das Gebäude. Dies erforderte die Einbindung verschiedener relevanter Akteure wie der öffentlichen Hand, der Bahninfrastrukturunternehmung, der Wirtschaft und der Grundeigentümer der betroffenen Parzellen. Da die künftigen Nutzenden des Gebäudes noch nicht bekannt waren und kein konkreter Anforderungskatalog vorlag, musste zunächst aus den Bedürfnissen der relevanten Akteure eine Vision für das DLZ Grüebe entwickelt werden.
Integriertes Betriebskonzept und Freiverladeanlagen
Das Betriebskonzept des DLZ Grüebe umfasst drei Verfügbarkeitsbereiche, die teilweise mit den Logistikfunktionen übereinstimmen. Im Zentrum steht ein gemeinschaftlich betriebener Stückguthub, der Umschlagsdienstleistungen zwischen Bahn, Strasse und Kleinfahrzeugen ermöglicht. Dies gewährleistet eine sichere und effiziente Abwicklung des Bahnverkehrs und ermöglicht eine effektive Bündelung von Sendungen für die Verteilung in Zermatt. Dabei behalten die Mitglieder der Betreibergemeinschaft ihre Unabhängigkeit in der Transportorganisation.
Um eine diskriminierungsfreie Umschlagsmöglichkeit zu bieten, werden Freiverladeanlagen zwischen Bahn und Lastwagen bzw. Kleinfahrzeugen sowie zwischen Lastwagen bzw. Lieferwagen und Kleinfahr-zeugen vorgesehen. Diese werden öffentlich und diskriminierungsfrei zur Verfügung gestellt, idealerweise gegen Entgelt. Die Durchführung der Umschläge obliegt den nutzenden Unternehmen. Diese Freiverlade-anlagen dienen als Gegenpol zum betriebenen Stückguthub, um die Abhängigkeit der Warenempfänger und -versender in Zermatt von der Betreibergemeinschaft zu reduzieren und die Entstehung eines lokalen Monopols zu verhindern.
Ergänzt werden diese beiden Teile durch einen ausschliesslich privat organisierten Bereich. Hier können einzelne Unternehmen Flächen für verschiedene Zwecke eigenverantwortlich mieten bzw. besitzen und betreiben.
Schema Betriebskonzept (mit klicken vergrössern)
Vorzeigebeispiel für interdisziplinäre Kooperation
«Mit unserem interdisziplinären Team aus Güterverkehrs- und Logistikexperten, Architekten, Stadtplanern und Tiefbauingenieuren konnten wir all diese unterschiedlichen Dimensionen abdecken und wechselseitig optimieren», betont Jan Lordieck, Projektleiter Mobilität und Logistik. Dank dieser engen internen Zusammenarbeit konnten alle relevanten Aspekte abgedeckt und optimal abgestimmt werde. Unter wechselnder Federführung entstanden ein Organisations-, Gebäude und Finanzierungskonzept, das nicht nur nebeneinander existiert, sondern sich gegenseitig ergänzt und gemeinsam funktioniert.
In der Umsetzungsphase müssen nun die Vorteile der verschiedenen Teilkonzepte verständlich kommuniziert werden um eine breite Akzeptanz für das Projekt zu schaffen.