Neue Schulräume für zeitgemässes Lernen
Die 5. und 6. Primarklassen der Gemeinden Mumpf, Obermumpf und Schupfart werden im Kapf unterrichtet. Das Schulhaus in Mumpf (AG) ist in die Jahre gekommen. Eine Sanierung war unumgänglich. Das Generalplanerteam der Rapp AG erhielt in einem Architekturwettbewerb den Auftrag, das Schulhaus neuen und modernen Anforderungen anzupassen.
Die Spannung an der Gemeindeversammlung stieg für Beatrice Timm und Jacek Wieckowicz, als über die Sanierung und Erweiterung des Schulhauses Kapf abgestimmt wurde. Die Architektin und der Architekt der Rapp AG liessen es sich nicht nehmen, an diesem Abend im Juni 2023 in Mumpf dabei zu sein. Die Abstimmung von damals erinnert sie heute daran, dass es im Vorfeld doch einige kritische Fragen aus der Bevölkerung gab, die die Gemeinde mit fachlicher Unterstützung von Rapp beantwortete. Am Abstimmungsabend selbst gab es zum Schulhausprojekt keine Wortmeldungen mehr. Die Vorlage wurde angenommen. Zur grossen Freude auch der beiden Mitarbeitenden der Rapp.
Zeitgemässes Primarschulhaus
«Schulbauten sind eben eine emotionale Angelegenheit», betont Beatrice Timm. Sie hat viel Verständnis für die Anliegen der Bevölkerung. Schliesslich müsse der Nachwuchs gut aufgehoben sein. Das Primarschulhaus war in die Jahre gekommen. Eine umfassende Sanierung und Erweiterung unumgänglich. «Das Schulhaus ist seit 1969 in Betrieb und wurde in all den Jahren eigentlich nur unterhalten, jedoch nie grundlegend saniert», sagt Beatrice Timm. Dies wurde den Architekten von Rapp bereits im Vorprojekt klar, als sie in einer Studie den Raumbedarf, die Wirtschaftlichkeit und das Raumkonzept ihre Lösungsansätze vorstellen durften. «Die innere Aufteilung muss einen Schulbetrieb nach zeitgemässen Gesichtspunkten ermöglichen und die dafür notwendigen Räume und Flächen zur Verfügung stellen», fasst Beatrice Timm die Anforderungen an ein modernes Schulhaus zusammen.
Gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde
Bei der Planung des Projekts wurde eng mit der zuständigen Projektteam der Gemeinde zusammengearbeitet. Im Raum standen auch andere Fragen als nur die Raumplanung. Zum einen die Kosten, wobei die Gemeinde das Budget im Vorfeld bereits festgelegt hatte. «Wir haben anhand des vorgegebenen Kostenrahmens das Projekt entwickelt», erklärt Timm, und im Gegensatz zum «klassischen» Vorgehen, bei welchem zuerst geplant und dann gerechnet wird, was es kostet, gehe dieses Prinzip umgekehrt vor. Für die Architekten der Rapp hiess das, dass sie Planung immer auch die Kosten im Auge behalten mussten. «Um den Prozess optimal durchführen zu können, braucht es einen kontinuierlichen Austausch und letztendlich die Rückendeckung des Bauherrns.»
Aufstockung als beste Variante
Eine weitere Vorgabe der Gemeinde war, die Zukunft in die Planung einzubeziehen. Es sollte geprüft werden, wie das Schulgebäude auch nach der Sanierung auf einfache Weise erweitert werden kann. «Auch dieser Gedanke war bei unseren Planungen immer präsent», sagt Jacek Wieckowicz. Rapp hat in den letzten Jahren mehrere Schulhausprojekte in der Region Basel erfolgreich realisiert. Auch wenn, wie der Architekt betont, jedes Projekt eigene Lösungen erfordere, helfe die Erfahrung. Zudem müsse die Nutzung der Gebäude flexibel, anpassungsfähig und wandelbar sein. «Im Vorprojekt wurden drei Erweiterungsvorschläge vorgestellt, die wir nach den Kriterien Funktionalität, Ökologie, Wirtschaftlichkeit und Erweiterbarkeit untersucht und bewertet haben», erklärt Wieckowicz. Zwei davon sahen eine Verlängerung respektive eine Verbreiterung des Schulgebäudes vor. «Die Variante mit der Aufstockung erfüllte alle Kriterien und bot auch qualitativ das grösste Potenzial für eine künftige Nutzung», betont der zuständige Projektleiter bei Rapp. So bleibe das Volumen kompakt und mit dem vergrösserten Vordach zwischen dem Schulhaus und der Turnhalle verbessere sich auch die Nutzbarkeit als Ankunfts-, Aufenthalts- und Pausenbereich.
Die Variante mit der Aufstockung erfüllte alle Kriterien und bot auch qualitativ das grösste Potenzial für eine künftige Nutzung.
Nicht die Architektur oder das Schulhaus sind der Schlüsselfaktor für gutes Lernen, sondern motivierte und gut ausgebildete Lehrpersonen.
Steigende Schülerzahlen
Derzeit werden rund 50 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Ab 2025 werden es laut aktueller Schulraumplanung drei Klassen mehr, bis 2030 kommt eine vierte hinzu. «Darauf haben wir unsere Planungsarbeiten ausgerichtet», sagt Beatrice Timm und erklärt, dass sie froh war, bei Rapp auf ein Netzwerk von Fachleuten zurückgreifen zu können. Beispielsweise mussten Fragen der Sicherheit im Brandschutz, in der Tragwerksplanung, zu Themen der Bauphysik sowie zur energetischen Nachhaltigkeit geklärt werden. «Die Wege zu unseren Spezialistinnen und Spezialisten sind kurz.» Zudem habe man zu Beginn des Planungsprozesses mit einem Fragekatalog den Nutzerinnen und Nutzern den Puls gefühlt. «Diese Aspekte sind ebenfalls in die Planung eingeflossen», betont Beatrice Timm. Im Februar 2024 ging es an die Umsetzung. Auch bei der Realisierung bleibt Rapp am Ball. Mark Aebi hat bei den verschiedenen Ausschreibungen den Lead, die Bauleitung vor Ort übernimmt Benedikt Chudoba.
Weniger Energieverbrauch
In Zukunft wird der Umgang mit Ressourcen, Schadstoffen und Materialien noch mehr in den Vordergrund rücken. Nachhaltigkeit war der Gemeinde ebenso ein Anliegen. «Die leichte Holzbauweise eignet sich bautechnisch am besten für eine Aufstockung», sagt Jacek Wieckowicz. Dadurch und durch die Minimierung der Betonarbeiten lassen sich die Treibhausgasemissionen reduzieren. «Es soll nur Holz aus der Schweiz verwendet werden», erklärt der Architekt. Wichtig ist den Planern der Rapp AG auch die Weiternutzung des Bestands. Ein Abriss würde viel mehr Abfall und graue Energie verursachen. Die kompakte Bauweise wird sich zudem positiv auf die Energie- und Heizkosten auswirken. «Trotz des Flächenzuwachs durch die Aufstockung wird der Energiebedarf durch die umfassenden Dämmmassnahmen im Vergleich zu heute sinken», und die Photovoltaikanlage auf dem Dach wird einen grossen Teil des Strombedarfs der Schule decken.
Schlüsselfaktor für gutes Lernen
Die Akzeptanz für die Sanierung und Erweiterung des Primarschulhauses war gross und Beatrice Timm ist voll des Lobes über die Ansprechpartner bei der Gemeinde Mumpf. Es bestand aus einer Vertreterin des Gemeinderates, einem beratenden Architekten, der Schulleitung und dem Hauswart. An eine Frage, welche die Bevölkerung an die Gemeinde richtete, erinnert sich Beatrice Timm noch gut. Wie könne der Schulbetrieb während der eineinhalbjährigen Sanierung aufrechterhalten werden? Auch in dieser Frage fand man eine gemeinsame Lösung. «Wir werden die Turnhalle mit kleinen baulichen Anpassungen als Provisorium verwenden.» Mit ihren Plänen sorgen die Spezialistinnen und Spezialisten von Rapp dafür, dass die drei Gemeinden ihren Nachwuchs künftig in einem modernen Schulhaus auf das Leben vorbereiten können. «In einer guten Atmosphäre arbeitet es sich natürlich besser», sagt Beatrice Timm. Und ganz bescheiden fügt sie hinzu: «Nicht die Architektur oder das Schulhaus sind der Schlüsselfaktor für gutes Lernen, sondern motivierte und gut ausgebildete Lehrpersonen.»