Vereint an einem Tisch
Bauvorhaben werden immer komplexer. Neue Ansätze in der Zusammenarbeit sind gefragt. Die Totalunternehmung Halter AG arbeitet daran, dass Ausführende früh in den Planungsprozess eingebunden werden. Zum Beispiel in der Werkgruppe Rohbau beim Projekt VIVO. Rapp war als Tragwerksplaner Teil dieser Werkgruppe.
Die Baubranche rückt näher zusammen. Integrierte Planungs-, Bau- und Bewirtschaftungsprozesse sind heute mehr denn je gefragt. Zumindest für die Ansprüche der Halter AG. Der Totalunternehmer will weg von den heute sequenziell organisierten Planungs- und Bauphasen. Planung und Ausführung sollen sich nicht ausschliessen, sondern bereits früh in der Planungsphase eingebunden sein. Keine Undurchlässigkeit, sondern Transparenz ist die Forderung. Weg vom Silodenken, hin zu integrierten Prozessen. Eine neue Kultur der Zusammenarbeit steht für das Totalunternehmen im Vordergrund. Die Folgen, wenn in dieser Richtung nichts geschieht, sind bekannt. Die Produktivität im Planen und Bauen wird weiterhin stagnieren.
Werkgruppenmodelle fördern den integrierten Prozess
Um am Markt etwas zu ändern, setzt das Unternehmen mit Hauptsitz in Zürich diese neue Kultur konsequent um. Zum Beispiel in Form von Werkgruppenmodellen, bei denen sie Planer und Ausführende an einen Tisch bringt. So auch im Projekt VIVO in Aesch. In der Gemeinde im Baselbiet entsteht an zentraler und naturnaher Lage ein Quartier im Quartier mit vier eigenständigen Gebäuden, die sich um einen grossen, begrünten Platz mit Spiel- und Begegnungszonen gruppieren. Das vielfältige Nutzungsangebot umfasst 228 Mietwohnungen, 36 Co-Living-Appartements, Co-Working-Spaces, Ateliers, Hobbyräume und Büros. Nur zehn Kilometer vor den Toren Basels, mit perfekter Anbindung an die Stadt, wird VIVO Aesch den Ansprüchen unterschiedlichster Zielgruppen gerecht - vielfältig, lebendig und vernetzt.
Die Zusammenarbeit mit der Rapp AG am Projekt Vivo im Rahmen des Werkgruppenmodells für die Rohbauarbeiten war von Anfang an stets angenehm und unkompliziert. Es wurden jederzeit zielführend Lösungen auf direkten Weg kommuniziert und Optimierungen aufgezeigt.
Werkgruppe Rohbau
Rapp war innerhalb der Werkgruppe Rohbau bereits im Bauprojekt mit der Tragwerksplanung beauftragt. «Dieses Modell ermöglichte eine enge Zusammenarbeit mit den ausführenden Unternehmen bereits in der Planung», betont Hannes Oberholzer, Teamleiter Tragwerke bei Rapp. Das Kooperationsmodell habe sich beim Projekt VIVO vor allem aus zwei Gründen bewährt. «Der Terminplan war ehrgeizig und eng getaktet.» Ohne den reibungslosen und schnellen Transfer der Planungsinhalte vom Büro auf die Baustelle wäre es nicht möglich gewesen, den Zeitplan einzuhalten. Zum anderen war das Volumen sehr gross. Zwei Architektenteams kümmerten sich um die intensive Bearbeitung, ein grosses Tragwerksplanerteam aus Ingenieuren und Zeichnerinnen war nötig, um die Dimensionen des Bauvorhabens zu bewältigen. «Es wurde parallel an allen vier Gebäuden gleichzeitig gearbeitet», versucht Hannes Oberholzer die Grösse des Bauvorhabens zu vermitteln und fügt hinzu, dass fünf Kräne gleichzeitig auf der Baustelle im Einsatz waren.
Neue Techniken
«Als Tragwerksplaner verstehen wir uns als Teil eines interdisziplinären Planungsteams», sagt Oberholzer. Unabhängig vom Modell sei man es bei Rapp gewohnt, eng mit Architekten und Fachplanern die Gebäudestruktur und die Statik in 3D-Modellierung oder in einem servergestützten Datenaustausch voranzutreiben. «Mit unserem umfassenden Fachwissen, der engen Zusammenarbeit mit allen Planungsbeteiligten und dem Einsatz modernster Technik leisten wir einen wesentlichen Beitrag zum Projekterfolg.» Dabei können die Spezialisten und Spezialistinnen von Rapp auf jahrelange Erfahrung zurückgreifen, zumal der enge Zeitplan den Einsatz verschiedener Techniken mit vorfabrizierten Bauteilen erforderte. Beispielsweise die Decken der Einstellhalle in Verbundbauweise, die Geschossdecken mit Gitterträgerbetonplatten für das Aufbetonieren vor Ort oder vorfabrizierte Mauerwerkswände sowie zahlreiche Betonstützen. «Im Werkgruppenmodell konnten wir die statisch nötigen Details und die verschiedenen Bewehrungen sehr effizient realisieren.»
Chance nicht verpassen
In der Werkgruppe Rohbau hatte die ROFRA Bau AG die Federführung. Dem Unternehmen oblag die Verantwortung, die Projektziele umzusetzen, aber der Leiter Tragwerksplanung der Rapp streicht die gute Zusammenarbeit in der Werkgruppe heraus. «Wir konnten mit der Werkgruppe Rohbau die Probe aufs Exempel machen.» Der Tragwerksfachmann sieht sehr viele Vorteile mit dem Modell. «Dieser Ansatz der Zusammenarbeit bringt die Gewerke weg vom Silodenken», ist Oberholzer überzeugt. Die Baubranche, «so wie sie jetzt aufgestellt ist», könnte einen noch umfassender Beitrag zur Lösung wichtiger gesellschafts-, klima- und energiepolitischer Aufgaben leisten. Ein Umdenken ist möglich. Die Branche dürfe nicht das Problem sein, sondern müsse Teil der Lösung sein, so Oberholzer. Ansonsten sind es verpasste Chancen. Für den Totalunternehmer Halter ebenso wie auch für den Leiter Tragwerke bei Rapp.