Gleiserneuerung in vollem Gange
Die Tramgleise, der Strassenbelag sowie die Energie- und Wasserleitungen an der Hardstrasse haben ihr Lebensende erreicht und werden in drei Bauabschnitten saniert. Michael Grabowski von den Basler Verkehrsbetrieben und Teilprojektleiter bei der «Erneuerung Hardstrasse» erklärt, was sich alles hinter einer Gleiserneuerung verbirgt. Es ist ein komplexes Zusammenspiel aus Planung, Logistik und technischem Know-how.
«Immer einen kühlen Kopf bewahren», sagt Michael Grabowski. Das helfe immer, zeigt sich der Bauingenieur überzeugt. Auch bei einem Grossprojekt wie der Sanierung der Hardstrasse. Beim Rundgang auf der Baustelle macht er einen entspannten und zufriedenen Eindruck. Das hat gute Gründe. An diesem Tag Mitte Juli ist er zurück aus dem Vaterschaftsurlaub. Michael Grabowski ist zum zweiten Mal Vater geworden. Und bei der «Erneuerung Hardstrasse» sei für ihn zumindest vorläufig der grosse Termindruck weg, sagt der Senior Projektleiter der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB).
Gleise über 50 Jahre in Betrieb
Zu Beginn des Jahres 2023 sah das noch ganz anders aus. Das Tiefbauamt Basel-Stadt (TBA), die Industriellen Werke Basel (IWB) und die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) erneuern die Hardstrasse und haben am 9. Januar mit den Arbeiten am zweiten von drei Bauabschnitten begonnen. «Für die Gleiserneuerung im Abschnitt zwischen St. Alban-Anlage und Angensteinerstrasse war ein Zeitfenster vom 3. April bis 26. Juni 2023 vorgesehen», erklärt der Bauingenieur. Die Fahrbahn sowie die Tramgleise und Fahrleitungen hätten das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. «Die Gleise wurden zuletzt in den 1970er Jahren ersetzt. Sie waren also mehr als 50 Jahre in Betrieb», rechnet Michael Grabowski vor. Souverän, locker und detailreich erzählt er, was ihm zu Baubeginn Sorgenfalten auf die Stirn trieb. Immer stand die Frage im Raum. «Reichen uns die zwölf Wochen, um alle Arbeiten zu erledigen, oder sind Extraschichten am Wochenende und in der Nacht nötig?»
Für die Gleiserneuerung im Abschnitt zwischen St. Alban-Anlage und Angensteinerstrasse war ein Zeitfenster vom 3. April bis 26. Juni 2023 vorgesehen.
Wichtige Verbindungsachse
Aber nicht nur. Auch der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Lieferengpässe bereiteten ihm Kopfzerbrechen. Woher den Stahl für die Masten nehmen? Oder die Elektrokomponenten für die Weichensteuerung? Doch zum Glück haben sich die Befürchtungen nicht bewahrheitet, und im Moment ist er froh, dass die Tramlinie 14 nach zwölfwöchiger Sperrung zwischen Aeschenplatz und Pratteln am 26. Juni termingerecht wieder in Betrieb genommen werden konnte. «Wir hatten wenige Reklamationen», sagt der diplomierte Bauingenieur, obwohl die Hardstrasse eine wichtige Verbindung für Pendlerinnen und Pendler, aber auch für Besucherinnen und Besucher von Sportanlässen und Konzerten in den St. Jakob-Anlagen ist. Einzig die Umleitung des Verkehrs auf die Nebenstrassen via Engelgasse verärgerte die Anwohnerinnen und Anwohner. Dafür hat Michael Grabowski Verständnis, doch er weiss auch, dass man es nie allen recht machen kann. «Der Tramersatz mit den 16 Bussen funktionierte. An dieser Stelle ein grosses Kompliment an unsere Fahrdienstmitarbeiter:innen, die den Tramersatz souverän abwickelten.» Dank der gleichzeitigen Gleiserneuerung in Muttenz auf dem Abschnitt zwischen den Haltestellen «Freidorf» und «Zum Park» konnte der Tramersatz gemeinsam mit der Baselland Transport (BLT) gestemmt werden.
Lange Planungen im Voraus
Eine Gleiserneuerung, das klingt nach wenig. «Gleis raus, Gleis rein», so die landläufige Meinung. Doch es gehört mehr dazu, betont Michael Grabowski. Gerade bei einer Tramsperrung seien eine gute Planung und Koordination das A und O. «Kleine Unstimmigkeiten haben grosse Auswirkungen.» Es erfordert viel interne Arbeit bei einer Sperrung. So muss der Tramersatz mit Bussen geplant, provisorische Haltestellen müssen eingerichtet und Kundeninformationen erstellt werden. «Einige Arbeiten wie beispielsweise die Fahrleitungsmontage machen wir bei dieser Baustelle nicht selbst, das machen Vertragspartner und diese Arbeiten müssen koordiniert werden.» Oder dass die Gleisschmieranlagen in den Kurvenbereichen funktionieren. «So können wir die Gleise schonen und das Tram quietscht nicht in den Kurven.» Auch die Materialbestellungen erfordern eine lange Planungsphase. Zum einen werden die Gleise in der eigenen Werkstatt für den Einbau vorbereitet und fertiggestellt, damit auf der Baustelle die Gleise nur noch gelegt und verschweisst werden müssen.
Der Tramersatz mit den 16 Bussen funktionierte reibungslos. An dieser Stelle ein grosses Kompliment an unsere Fahrdienstmitarbeiter:innen, die den Tramersatz souverän abwickelten.
Verkehrssicherheit erhöhen
Ein Pilotprojekt widmet sich dem Schutz der Velofahrer. Aufgrund der hohen Kanten an den drei neuen Haltestellen, wo das Velo weniger Platz hat, könnten Fahrradfahrer in die Spurrillen der Gleise geraten. «Um diese Gefahr zu verringern, untersuchen die kantonalen Behörden, geleitet durch das Amt für Mobilität, ein velofreundliches Gleis mit einem Gummiprofil.» Es füllt die Spurrille komplett aus, so dass diese gefahrlos überquert werden kann. Wenn jedoch das Tram darüberfährt, drückt sein Gewicht das Profil ein. Durch seine elastischen Eigenschaften kehrt das Gummi anschliessend wieder in seine Ausgangsform zurück und füllt die Spurrille erneut aus. «Erst wenn das passende Gummiprofil gefunden und alle Untersuchungen abgeschlossen wurden, könnten die Gleise entsprechend ausgerüstet werden.»
Gutes Zusammenspiel entscheidend
Als Bauherrenvertreter der BVB müsse er einerseits sicherstellen, dass die eigenen Arbeiten zügig vorankommen. Andererseits hat er die Verantwortung, die Interessen von TBA und IWB zu berücksichtigen, insbesondere bei der Koordination der Querungen für Fernwärme, Strom, Wasser und Kanalisationsschächte. Nein, das müsse man sich nicht als knallharte Verhandlungen zwischen TBA als Gesamtprojektleiter, IWB und BVB vorstellen. Dabei betont er, dass die Zusammenarbeit zwischen den drei Bauherren und den Planungsbüros wie die Rapp AG am runden Tisch entscheidend ist, um Probleme zu vermeiden. «Die Planungen wurden sorgfältig durchgeführt, und auch das Wetter spielte mit, sodass es zu keinen grösseren Unterbrechungen kam.» Letztlich lobt Michael Grabowski das gute Zusammenspiel zwischen dem Tiefbauamt, der IWB und den Projektingenieuren und örtlichen Bauleitern von Rapp.
Zweiter Gleisbauabschnitt
Die Gesamtsanierung erhöht die Lebensqualität und die Verkehrssicherheit. «Mit sieben neuen Bäumen und der Neugestaltung des Sevogelplatzes bringen wir etwas mehr Grün ins Quartier», schreibt die Stadt in einer Medienmitteilung. Zudem wurden die Trottoirs an den Kreuzungen verbreitert. «Künftig können die Fahrgäste an den Haltestellen Sevogelplatz, Grellingerstrasse und Karl Barth-Platz stufenlos ein- und aussteigen», ergänzt Grabowski. Mobilitätseingeschränkte Fahrgäste können bequem und ohne Hilfe den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Die Stadt nutzt die Bauarbeiten auch, um den Fernwärmeausbau im Gellertquartier voranzutreiben. Die Gesamtsanierung ist noch nicht abgeschlossen. Aktuell sind die Werkleitungs- und Strassenbauarbeiten im ersten Abschnitt der Hardstrasse im Gang. Die Arbeiten im zweiten Abschnitt der Hardstrasse, die von der Angensteinerstrasse bis über den Karl Barth-Platz reichen, beginnen wiederum mit der Gleiserneuerung. Diese wird mit der geplanten Erneuerung der St. Jakobs-Strasse koordiniert. «Für beide Bauarbeiten ist wiederum ein Tramersatz mit Bussen notwendig.» Im Mai 2024 steigt für Michael Grabowski der Termindruck an. Für ihn heisst es dann wieder, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Leistungen Rapp
SIA-Teilphasen 32 (Bauprojekt) bis 53 (Inbetriebnahme, Abschluss):
Erstellung Bauprojekt, Ausschreibung Baumeisterarbeiten in zwei Losen, Erstellung Auflagepläne (Bewilligungsverfahren), Erstellung Ausführungsunterlagen Strassenbau, Kanalisation und Fernwärme (letzteres mit Unterstützung eines Subplaners), Werkleitungskoordination (auch Leitungen IWB-Netze, Sunrise, Swisscom), Planung Bauablauf und Bauphasen inkl. Pläne provisorische Signalisation und Markierung plus Abstimmung und Einholung Bewilligung bei der Polizei, Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit (Anwohnerinfo, Besprechungen mit betroffenen Betrieben/Anwohnern), Bauleitung, Erstellung Bau- und Detailbauprogramm, Erstellung Pläne/Unterlagen des ausgeführten Werkes.