Lösen sich unsere Verkehrsprobleme bald in Luft auf?
Am deutschen Flughafen Lahr befindet sich ein Testfeld für Flugtaxis. Doch wann werden wir in einem Flugtaxi abheben können? Wir hatten Kontakt zu einem Experten.
Ich bin aufgeregt wie ein Teenager vor der ersten grossen Reise alleine. Gleichzeitig wächst in mir die Neugier, modernste Technik am eigenen Leib zu erfahren. Nur noch 5 Minuten Radfahren trennen mich vom Startplatz des Flugtaxis. Dann geht alles ganz schnell. Einchecken, Sicherheitskontrolle, 20 Meter Fussweg zum «Flugzeug», Abflug. Eine Stunde später habe ich 300 Kilometer zurückgelegt, einmal die Alpen überquert und lande wieder mit einem bisher nie für mich zu erträumen gewagten Flugkomfort.
Zurück in die Gegenwart.
So fern sich dieses Szenario für die eine Leserin oder anderen Leser noch anhören mag, die Realität ist vielversprechend. Dass die Technik schon weit fortgeschritten ist, beweist der erste bemannte Flug mit einem Flugtaxi, der bereits 2016 stattfand. Weitere öffentliche Testflüge verschiedener Hersteller folgten oder finden aktuell statt in Stuttgart, Helsinki, Dubai oder Singapur. Gerade in den asiatischen Städten stellen rechtliche Rahmenbedingungen und schneller anpassbare Infrastrukturen geringere Hürden dar als beispielsweise in Europa. Aber auch in Deutschland (Lahr/ Schwarzwald) befindet sich seit Ende 2019 das sogenannte Testfeld «E-Fliegen», welches für Unternehmen die Gelegenheit bietet, unter realitätsnahen Umgebungsbedingungen Flugtaxis zu erproben.
Der wohl prominenteste Akteur am Testfeld in Lahr ist die Firma Volocopter – welche dort bisher unter Ausschluss der Öffentlichkeit deren eVTOL aircraft erprobt. EVTOL steht für «electric vertical take off an landing» und vereint herstellerübergreifend die Sparte der elektrisch, senkrecht startenden und landenden Flugtaxis. Die vermeintlich vielversprechendsten Flugtaxis werden derzeit von Airbus, Uber, Lilium oder auch Volocopter entwickelt.
Gemein haben alle Hersteller, dass ihre Fluggeräte elektrisch und von einer Vielzahl an Rotoren betrieben werden, aber auch das vertikale Starten und Landen gehört zu den Gemeinsamkeiten. Die Fortbewegung in der Luft unterscheidet die eVTOLs. Während man bei den einen (Lilium, Uber) durch schwenkbare Tragflächen - ähnlich wie bei konventionellen Flugzeugen - in eine gleitende Flugbewegung übergeht, werden andere eVTOLs (Airbus, Volocopter) von starr und waagrecht installierten Propellern angetrieben. Je nach Antriebskonzept werden unterschiedliche Reichweiten, Geschwindigkeiten und dementsprechend auch verschiedene Einsatzzwecke propagiert. Der anfangs beschriebenen Reise liegen Leistungsdaten des Lilium Jets zu Grunde.
Die nicht abreissenden Erfolgsmeldungen und die Bereitstellung von immensen Kapitalbeträgen durch namhafte Investoren, lassen den Schluss zu, dass es definitiv eine Nachfrage für Flugtaxis geben wird. Ob die so häufig vielversprechend angepriesenen Verkehrsmittel aber tatsächlich zu einer massgeblichen Entlastung der Verkehrssysteme beitragen, darf bezweifelt werden. Die energetische Gesamtbilanz dürfte jedenfalls ziemlich sicher das Gegenteil von einem positiven Beitrag leisten. Dennoch sind viele Vorzüge der Flugtaxis offensichtlich.
In circa fünf Jahren dürfte ich dann wieder so aufgeregt sein wie ein junger Teenager, denn ab dann sollen an mehreren Standorten weltweit Passagiertransporte möglich sein.
With this technology we have a genuine opportunity to rethink the way we live, work and travel. Perhaps most importantly it helps us deliver high speed connectivity without the need for substantial infrastructure. Instead of roads, rails, tunnels or bridges we simply need a […] landing pad, at each end of the journey, helping to reduce the impact on the environment and on the public purse