Im Einsatz bei IngOG+
Wir haben bei Anne-Kathrin Bodenbender nachgefragt, was ihr Engagement im Verein für sie und ihr Verhältnis zum Planerberuf bedeutet. Sie hat an der ETH Raumentwicklung und Infrastruktursysteme studiert und arbeitet seit 2013 als Verkehrsplanerin bei Rapp. Bei IngOG+ ist Anne-Kathrin seit 2008 Mitglied und war bei Projekten in Argentinien vor Ort im Einsatz.
Anne-Kathrin, was hat dich dazu bewogen, bei IngOG+ mitzumachen?
Mich motivierte vor allen Dingen, mein Wissen aus dem Studium an weniger privilegierte Menschen weiterzugeben. Ich wollte neben meinem Studium etwas Sinnvolles tun. Bei IngOG+ war ich zunächst aber nur Passivmitglied, denn der Verein war erst in der Startphase und geeignete Projekte waren rar. So richtig begann es dann damit als befreundete Bauingenieurstudenten in Argentinien gemeinsam mit dem lokalen Ableger von Ingenieure ohne Grenzen (Ingenería sin fronteras Argentina) selbst ein Hilfsprojekt auf die Beine stellten und ich mich beteiligen konnte.
Erzähl uns etwas von deinem Einsatz in Argentinien
Wir waren dort eine motivierte Truppe von 14 Studierenden, grösstenteils aus dem Bauingenieurwesen - ich selbst als Verkehrsplanerin und ein angehender Mediziner waren da etwas exotisch. Aber das spielte vor Ort überhaupt keine Rolle, denn auf der Baustelle in diesem entlegenen Gebiet funktioniert wenig so wie bei uns. Wir waren grösstenteils damit beschäftigt, pragmatische Lösungen für organisatorische Probleme zu finden. Ich habe beispielsweise zwei Tage lang Draht zugeschnitten und gedreht für das Binden der Bewehrung, denn vorgefertigte Teile wie bei uns gab es einfach nicht.
Haben solche Einsätze deine Einstellung zum Berufsalltag hier in der Schweiz verändert?
Ja, sehr sogar. Wir leben hier in einer Wohlstandsgesellschaft, können uns alles leisten. In der Schweiz investieren wir beispielsweise mehrere Millionen in Verkehrsprojekte um die Pendlerzeit um ein paar Minuten zu verkürzen und unseren Wohlstand weiter zu steigern. In Argentinien haben wir dagegen mit wenig Geld und unserem Wissen unheimlich viel bewirkt. Ein Beispiel: Beim Brückenprojekt beäugten uns die Einheimischen erst ungläubig, denn über viele Jahre hatte die Regierung ihnen versprochen, eine Brücke zu bauen und nun kamen wir jungen Schweizer Ingenieure und begannen tatsächlich mit dem Bau dieser für sie so wichtigen Brücke. Die Dankbarkeit der Bevölkerung war überwältigend. Diese Erfahrung hilft mir ungemein bei meiner Arbeit hier in der Schweiz, wo die Verhältnismässigkeit mit gesundem Menschenverstand manchmal nicht ganz nachvollziehbar ist. Die Einsätze haben mir auch vor Augen geführt, wie zentral eine funktionierende Infrastruktur für unser Leben ist.
Inwieweit profitiert eine junge Planerin, ein junger Planer vom Engagement bei IngOG+ sonst noch?
Die Einsätze schweissen die Gruppe unheimlich zusammen, das gibt Freundschaften fürs Leben. Auch der kulturelle Austausch ist eine enorme Bereicherung und diese tollen Erfahrungen kann dir niemand nehmen. Für mich war und ist das Engagement bei IngOG+ sehr bereichernd und ich kann allen nur empfehlen, auch mitzumachen.