Ersatzneubau Kantonsspital Winterthur
Ein wichtiger Meilenstein ist erreicht: Am 25. Oktober 2021 haben wir den Ersatzneubau des Bettenhaues nach einer über 10-jährigen Projektierungs- und Bauzeit dem Bauherrn übergeben.
26.10.2021
Rapp Architekten AG und Butscher Architekten AG stellen als Planergemeinschaft RA-B aktuell den Ersatzneubau am Kantonsspital Winterthur fertig. Der Neubau besteht aus einem zehngeschossigen Bettenhochhaus sowie einem siebengeschossigen Untersuchungs- und Behandlungstrakt. Der Neubau wird am 25. Oktober 2021 an die Bauherrschaft übergeben. Die Betriebsaufnahme erfolgt im Februar 2022.
Die Ausschreibung des Wettbewerbs erfolgte 2009. In der ersten Bearbeitungsphase wurden 41 Projekte eingereicht und beurteilt. Neun Projekte erreichten die zweite, vertiefte Wettbewerbsstufe und Ende 2010 wurde das Projekt Didymos der Planergemeinschaft RA-B zum Siegerprojekt erklärt.
Spitalkomplexe in der Schweiz haben sich über die Jahrzehnte entwickelt, um den modernen medizinischen Herausforderungen gerecht zu werden. Das Kantonsspital Winterthur startete seinen Betrieb 1874 und entwickelte sich laufend weiter. Die wachsenden Bedürfnisse im Bereich Untersuchung und Behandlung führten zu diversen An- und Erweiterungsbauten, aber auch zu einer zunehmend schwierigeren Situation bezüglich Übersicht, Betriebseffizienz und zu zunehmend teuren Unterhaltskosten.
Mit der Überzeugung, dass Krankenhäuser sich planerisch mit einem Masterplan auf zukünftige Ausbaustufen vorbereiten müssen hat die Planergemeinschaft mit ihrem Wettbewerbsbeitrag versucht, die unübersichtliche Situation zu klären und wichtige Entwicklungsschritte für die Zukunft aufzuzeigen. Der Neubau fügt sich präzise in die Lücke zwischen Bosshard-Bau und Hochhaus ein. Der Neubau konnte so ohne wesentliche Beeinträchtigung des laufenden Spitalbetriebs erstellt werden. Nach Bezug des Neubaus erfolgt der Rückbau des Hochhauses. Dadurch entstehen für die zukünftige Entwicklung Bebauungsreserven, welche in Bezug auf die zukünftigen Bedürfnisse von Ausbauten für Untersuchung und Behandlung richtig positioniert sein werden.
Das zehngeschossige Bettenhochhaus orientiert sich zum Park und zur Stadt hin und wird von den Architekten in starker Analogie zum bestehenden Bettenhaus verstanden. Daher auch der Wettbewerbsname Didymos, was auf Griechisch Zwilling bedeutet. Entgegen der Wettbewerbsausschreibung wurde das Projekt 2011 betrieblich auf eine Einbettzimmerstruktur ausgelegt und die Planung entsprechend angepasst. Die Struktur aus dem Wettbewerb konnte vollständig beibehalten werden und zeigt die Vorteile einer konsequenten Trennung zwischen niedrig und hochinstallierten Gebäudebereichen.
Rundgang durch das neue Bettenhochhaus
Von der grosszügigen, in Teilen zweigeschossigen Eingangshalle mit zentralem Empfang sind die Bestandsgebäude und der Neubau auf kurzen Wegen erreichbar. Über der Eingangshalle befinden sich die multifunktionalen Untersuchungs- und Behandlungsräume, welche von der Fassade abgerückt und dadurch für zukünftige Anpassungen und Veränderungen einfach und flexibel angepasst werden können. Der Fassadenkorridor ermöglicht eine getrennte Erschliessung der Räume und kann auch als Arbeitsbereich genutzt werden.
Über den Untersuchungs- und Behandlungsbereichen befindet sich im 5. Obergeschoss die OP-Landschaft mit darüberliegender Technikzentrale. Die Positionierung und die Konstruktion des Technikgeschosses als Brückentragwerk ermöglicht ein fast stützenfreies OP-Geschoss. Für zukünftige Entwicklungen und räumliche Anpassungen bietet dieser Lösungsansatz enorme Vorteile bezüglich Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Investitionskosten.
Fast alle Zimmer sind nach Süden zum Park ausgerichtet und profitieren von der grossartigen Aussicht. Im Norden liegen die gut belichteten Betriebsräume für das Pflegepersonal. Einbettzimmer schaffen für den Patienten optimale Genesungsbedingungen und reduzieren nachweislich die Aufenthaltsdauer. Mit der Bereitschaft, Neues anzugehen, mit Gestaltungswillen und Sorgfalt in den Detaillösungen konnten viele neue Ideen erfolgreich umgesetzt werden. So ist in der Erkernische ein grosszügiges Sofa als wichtiges Gestaltungselement eingefügt, welches mit wenigen Handgriffen zu einem vollwertigen Bett für Angehörige umgebaut werden kann.
Die Materialwahl und das Farbkonzept sollen sowohl für die Patienten wie für das Personal eine positive Wirkung erzeugen. Im Bettenhochhaus wird Naturholzfurnier, Kastanie und europäischer Nussbaum eingesetzt. Das Lichtkonzept ist mehrschichtig und bietet ein hohes Mass an Variabilität zwischen Funktions- und Gestaltungslicht.
Der Park mit seiner Stadtrabatte zur verkehrsreichen Lindtstrasse unterdrückt durch den alten Baumbestand und der zusätzlichen Aufforstung den Umgebungslärm deutlich. Zwischen Stadtrabatte und Gebäuden spannt sich eine grosszügige Wiesenfläche mit einer geschwungenen Durchwegung auf. Der Park soll neben Patienten, Personal auch der Bevölkerung ein beliebter Ort zur Durchschreitung oder Aufenthalt sein.
Der Individualverkehr wird über die neue Zufahrt im Osten direkt in die Tiefgarage unter dem Park geführt. Somit wird die zukünftige Piazza vor dem Haupteingang zu einer grosszügigen Vorzone im Zentrum des Spitalgeländes des Kantonsspital Winterthur.
Fotos: Axel Brog, Roman Weyeneth, Anex Ingenieure