Die nächste Generation «Waldeburgerli»
Die gesamte Strecke der Waldenburgerbahn wurde saniert. Möglich machte das die Fusion der Baselland Transport AG (BLT) mit der Waldenburgerbahn AG im Jahr 2016. Rapp war bei diesem Grossprojekt mit verschiedensten Aufgaben beauftragt. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2022 verkehrt auf der Strecke die neue Fahrzeuggeneration der BLT.
20.11.2022
Die Geschichte der Waldenburgerbahn geht bis ins vorletzte Jahrhundert zurück. 1880 war es so weit. Seither verbindet die Bahn die Ortschaft Waldenburg mit der Kantonshauptstadt Liestal. Das «Waldeburgerli», wie sie im Volksmund liebevoll genannt wird, wurde damals noch mit Dampf angetrieben, 1953 stellte man auf den elektrischen Betrieb um. Mit einer Spurweite von nur 75 Zentimetern war das «Waldeburgerli» die schmalste Eisenbahn der Schweiz. Am 5. April 2021 fuhr die letzte Bahn. Damit ging ein Stück Eisenbahngeschichte zu Ende. Die Bauarbeiten begannen gleich nach der letzten Fahrt. «Der Startschuss war der 6. April 2021, kurz nachdem die Baubewilligungen des Bundesamtes für Verkehr eingetroffen waren», sagt Andreas Anetzeder, Leiter Verkehrsanlagen bei Rapp und Gesamtprojektleiter und Bauherrenunterstützer der Gesamterneuerung der Waldenburgerbahn,
13 Kilometer Sanierung
Mit der Sanierung wurde die komplette Infrastruktur der gut 13 Kilometer langen Strecke erneuert und von 75 Zentimeter auf einen Meter umgespurt. Die Strecke wurde in sechs Baulose unterteilt. Zählt man noch die Bahnhöfe Liestal und Waldenburg dazu, sind es deren acht. In einer ersten Phase baute man die alte Bahnanlage sowie die Fahrleitungen, Lichtsignalanlagen, Bahnübergangsbarrieren, Schwellen, Weichen und Schienen zurück. «Falls weiter verwendbar schleuste man das Material wieder in den Kreislauf zurück», ergänzt Anetzeder. In der nächsten Phase waren die Werkleitungsarbeiten dran. Es wurden Stützmauern und Brücken erstellt und in der dritten und letzten Phase baute man das neue Trassee und die Bahntechnik.
56 Einsprachen
«Rund 20 Monate war die Zeitvorgabe», betont Anetzeder, denn bis zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 soll das neue Rollmaterial auf der erneuerten Strecke fahren. «Das enge Zeitkorsett war die grösste Sorge, gleichzeitig auch die grösste Herausforderung», sagt Anetzeder. «Einmal mehr.» Doch die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen Personen, von der Geschäftsleitung bis hin zu den verschiedenen Fachdiensten bei der Baselland Transport AG (BLT) funktionierte einwandfrei. «Alles lief Hand in Hand. Entscheidungen wurden pragmatisch und zielführend getroffen, Probleme gemeinsam und schnell angegangen», sagt Anetzeder. Auch funktionierte die Zusammenarbeit mit Kanton und Bund. Zudem gab es wenige Einsprachen. «56 in der Zahl», für ein Bauvolumen dieser Grösse sei das eher wenig. Anetzeder führt das einerseits auf die gute Informationspolitik zurück und andererseits auf den intensiven Dialog mit der Talbevölkerung. Auch Corona und der Hochwasserschaden konnte den Rhythmus nicht entscheidend stoppen. «Wir hatten aber auch Wetterglück», gibt Anetzeder zu. Wären Schneemassen gelegen, hätte man dann später aufs Tempo drücken müssen.
Sechs Fachbereiche
Zum Zuschlag kam Rapp über die öffentliche Ausschreibung. «2017 lief die Bewerbung», sagt Anetzeder. «Wir vereinigen einiges an Know-how und Kompetenzen.» Zu Beginn im Jahre 2017 unterstützte Rapp die BLT in der Projektierungsphase und während der Realisierungsphase war Rapp mit der Oberbauleitung für den Strassen-, Tief- und Gleisbau beauftragt. Zudem übernahm die Rapp AG ein Mandat für das Risiko- und Schnittstellenmanagement. «Mit allen Baubeteiligten entwickelten wir gemeinsam den optimalen Bauablaufplan, um so ressourcenschonend die Schnittstellen zwischen den Gewerken zu sichern.» Im Fokus habe immer die pünktliche Übergabe an die BLT am 11. Dezember 2022 gestanden, ergänzt Anetzeder. Neben der Gesamtleitung, der Bauherrenunterstützung, der Oberbauleitung in den Losen 1-7, dem Risiko- und Schnittstellenmanagement durfte Rapp ab 2020 das Baumanagement und die Bauleitung als Subunternehmer des Generalplaners Bachelard Wagner für den Bahnhof Waldenburg und die Vermessungsleistungen im Los 7 übernehmen. «Insgesamt waren sechs Fachbereiche oder rund 40 Fachspezialistinnen und Fachspezialisten von Rapp im Projekt involviert», fasst Anetzeder die Leistungen zusammen.
Verbunden mit der Schweiz
Nach der letzten Fahrt wurden die roten Schindlerwagons aus den Gleisen gehoben und mit Schiff und Bahn in die Slowakei transportiert. Die Bewohnerinnen und Bewohner verabschiedeten sich am 5. April 2021 mit einer feierlichen Parade von ihrer Bahn. Wer sie künftig im Einsatz sehen will, muss in die Slowakei nach Čierny Balog fahren. Dort werden die Pendelzüge auf der Schwargranbahn Touristinnen und Touristen transportieren. Ob die Talbewohner auch die neuen Trams liebevoll «Waldenburgerli» nennen werden, lässt sich im Moment nicht beantworten. Auf jeden Fall bleiben die Talbewohner weiterhin mit dem Rest der Schweiz verbunden.
Die Erneuerung der Waldenburgerbahn beinhaltete folgende Punkte:
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Einige Fakten:
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