Neue Fernwärmeleitung im Leitungstunnel Wolf
Für IWB ist der Umbau der Wärmeversorgung ein Generationenprojekt. So baut sie ihr Fernwärmenetz kontinuierlich aus. Im Jahr 2022 auch auf dem Gebiet der Falkensteinerstrasse im Basler Gundeldingerquartier. Dafür baut IWB neue Leitungen im unterirdischen Leitungstunnel zwischen dem Grosspeter Tower und der Münchensteinerstrasse auf der anderen Seite der Bahngeleise.
08.11.2022
Tobias Heitz und Matthias Stöcklin staunten nicht schlecht, als sie in ihrer Machbarkeitsstudie für eine Fernwärmeleitung für IWB auf einen «alten Bekannten» stiessen. Eine gute Ausgangslage für die Rohrleitungsbauspezialisten bei der Rapp AG, konnten sie doch auf die Pläne und Zeichnungen aus dem hauseigenen Archiv zurückgreifen. Pläne aus einer Zeit, da noch analog und von Hand gezeichnet wurde, hätten sie in den Händen gehalten. «Eindrücklich wie präzise damals gearbeitet wurde», sagen beide. Heute wäre ihr Arbeitsalltag ohne Computer undenkbar. Andere Zeiten, andere Techniken. Ein wenig Nostalgie kam auf. Immerhin hätten sie die Kürzel der damaligen Planer noch entziffern können, meinen beide und lachen dabei.
350 Meter langer Leitungstunnel
Damals, vor knapp 30 Jahren, plante und realisierte die Rapp AG den Leitungstunnel Wolf mit. Dieser 350 Meter lange Wasser-Leitungstunnel verläuft 30 Meter unter den Geleisen und verbindet die Grosspeter- mit der Münchensteinerstrasse. «Diesen Leitungstunnel nutzt IWB nun, um die bestehenden Fernwärmeleitungen mit den Leitungen im Gundeldingerquartier zu verbinden», sagt Tobias Heitz. Dies sei eine Voraussetzung dafür, dass die Liegenschaften in der Falkensteinerstrasse an das Fernwärmenetz angeschlossen werden können, betont der Teamleiter Rohrleitungsbau bei der Rapp AG und erklärt, dass der Bau der neuen Leitungen im unterirdischen Leitungstunnel für Anwohner ohne Einschränkungen erfolge. «Die Arbeiten begannen im Sommer 2022, die ersten Rohre sind bereits verlegt, die Arbeiten werden voraussichtlich Anfangs 2023 beendet sein», ergänzt Matthias Stöcklin, Projektingenieur Ver- und Entsorgung.
Generationenprojekt
Basel-Stadt setzt in seiner Energiepolitik auf grüne Wärme. Mit dem Verzicht auf fossile Energieträger wie Öl und Gas hat sich der Kanton ehrgeizige Ziele gesetzt. Seit 2017 steht es so im kantonalen Energiegesetz und langfristig soll die Fernwärme bis zu 100 Prozent aus CO₂-neutraler Produktion stammen. Bis 2050 soll der CO₂-Ausstoss auf höchstens eine Tonne pro Einwohnerin oder Einwohner bestehen. Der Fahrplan ist also aufgegleist, die Zeichen im Kanton Basel-Stadt stehen auf grüne Wärme und in der Wärmeversorgung von morgen spielen Fernwärmenetze und -produktionsanlagen eine Schlüsselrolle. Sie verbessern die CO₂-Bilanz und sie nutzen nachhaltige Energiequellen. Doch der Umbau hin zu erneuerbaren Energien hat für IWB schon lange vorher begonnen. IWB war ihrer Zeit voraus, als etwa mit dem Bau eines Holzkraftwerkes für das Basler Fernwärmenetz 2008 in Betrieb genommen wurde. Seither wird nicht nur aus Holz Wärme, Dampf und Strom erzeugt, sondern auch aus Abfall. Für die Basler Energieversorgerin ist der Umbau der Wärmeversorgung ein Generationenprojekt. So sollen gemäss eigenen Angaben in den nächsten 15 Jahren fast 500 Mio. Franken in den Ausbau des Fernwärmenetzes investiert werden.
Wichtige Verbindungsachse
Im Jahr 2022 auch auf dem Gebiet der Falkensteinerstrasse im Basler Gundeldingerquartier. Dafür baut IWB neue Leitungen im unterirdischen Leitungstunnel zwischen dem Grosspeter Tower und der Münchensteinerstrasse auf der anderen Seite der Bahngeleise. «Gerade im Gundeli wie auch im künftigen neuen Areal auf dem Dreispitz spielt der Ausbau der leitungsgebundenen Wärme eine wichtige Rolle», meint Matthias Stöcklin. Die Verlegung der neuen Transportleitungen sind wegen den engen räumlichen Verhältnissen im Leitungstunnel sehr anspruchsvoll, speziell die isometrischen Darstellungen wie auch die erforderlichen Sonderunterstützungskonstruktionen verlangten den zwei Spezialisten einiges ab. «Die Flexibilität und Belastbarkeit von Rohrleitungen unter äusseren mechanischen Belastungen muss gewährleistet sein», meint Stöcklin. Zudem modernisiert IWB in den nächsten Jahren ihr Fernwärmenetz, um es für die Wärmeversorgung noch umweltfreundlicher und effizienter zu machen. «IWB möchte die Temperatur ihres Fernwärmenetzes von heute 170 auf maximal 120 Grad absenken», erklärt Tobias Heitz. Diese Temperatur sei in Fernwärmenetzen heute üblich und für die Heizung und Warmwasserversorgung von Gebäuden ein erkannter Temperaturstandard. «Diese Absenkungen mussten wir in unserer Planung berücksichtigen.» Mit dem sukzessiven Ausbau des Fernwärmenetzes bekommen immer mehr Gebäude einen Anschluss an die Versorgung mit erneuerbaren Energien. Auch für die Spezialisten der Rapp AG eine verlässliche Richtschnur. So erreicht Basel-Stadt einen optimierten Netzausbau, verbunden mit einer sukzessiven Erhöhung des Anteils CO₂-neutraler Wärmeproduktion.