Baulogistik als Erfolgsfaktor
Es sind drei grosse Zürcher Institutionen: die Universität Zürich (UZH), die Eidgenössischen Technische Hochschule Zürich (ETH) und das Universitätsspitals (USZ). Sie bilden mit ihren Bauten das Ensemble des Zürcher Hochschulquartiers. Dieses wird in den nächsten 25 Jahren modernisiert. Dafür braucht es in allen Entwicklungsphasen eine funktionierende Baulogistik.
13.12.2022
Die räumliche Nähe prägt, sie fördert die Zusammenarbeit und an bester und zentraler Lage beidseits der Rämi- und Gloriastrasse sind sie ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Stadt. Die Wissenschafts- und Bildungsmetropole ist ein grosser Trumpf, zieht sie doch einheimische Studierende wie auch Fachkräfte aus aller Welt an. Seit 180 Jahren schon. Dass auch künftig der Standort um die UZH, ETH und das UZH attraktiv bleibt, wird in den kommenden 25 Jahren kräftig in die bauliche Infrastruktur der drei Institutionen investiert.
Drei Entwicklungsachsen
«Die Erneuerung des Hochschulgebiets ist für die Stadt ein Generationenprojekt», sagt Daniel Brändlin. Dafür ziehen Kanton und Stadt Zürich sowie das Universitätsspital, die Universität und die ETH Zürich an einem Strick und haben eigens dafür die Geschäftsstelle Gebietsmanagement HGZZ eingerichtet. «In der Umsetzungsagenda sieht der Masterplan des Hochschulgebiets Zürich drei Entwicklungsachsen vor», ergänzt der Projektleiter Baulogistik bei der Rapp AG. «Wir sind von der Geschäftsstelle HGZZ beauftragt worden, die Fachstellen in baulogistischen Fragen zu unterstützen.» Es gehe darum eine übergeordnete Baustellenlogistik sicherzustellen, damit ein reibungsloser Ablauf garantiert werden kann. Konkret heisst das, die Baustelleninstallationen, die Fahrten und das Personal übergeordnet zu koordinieren, damit sich niemand in die Quere kommt.
Erste Entwicklungsphase
Im Fokus stehe für uns die erste Entwicklungsphase, sagt Brändlin. Diese beinhaltet die Projekte USZ CM1|2, Forum UZH, Reservoir, Parkschale und Sanierung der Rämi- und Gloriastrasse. Die Vorgabe seitens HGZZ ist ambitiös. «Diese Projekte müssen gleichzeitig in Betrieb gehen. Spätestens dann, wenn die erste Entwicklungsachse fertiggestellt ist.» Klingt nach wenig, doch «um einen reibungslosen und effizienten Bauablauf zu gewährleisten, wurde für die erste Entwicklungsphase aufeinander abgestimmte Bauphasenpläne erstellt», erklärt Brändlin. Diese würden dazu dienen, die zeitlichen Abhängigkeiten unter den einzelnen Projekten aufzuzeigen. Die erste Phase ist nun im Juni 2022 angelaufen. Der Zeithorizont dieser Bauphase beträgt rund acht Jahre. Ob der übergeordnete Bauphasenplan den praktischen Anforderungen standhält, werde sich in dieser ersten Entwicklungsphase zeigen. «Die Baulogistik umfasst für diese erste Etappe den Rückbau mehrerer Gebäude, die Erstellung eines rund 44 Meter hohen Neubaus für das USZ sowie die Renovierung und Umnutzung Gebäude der Alten Anatomie», präzisiert der Projektleiter Logistik von Rapp.
Bauen bei laufendem Spitalbetrieb
Kein einfacher Job für den Baulogistiker von Rapp, die Herausforderungen vielseitig. «Aufgrund der Baustelle im städtischen Raum waren die nutzbaren Flächen für die Baustelleninstallationen auf dem Hochschulquartier beschränkt», sagt Brändlin. Sehr sportlich deshalb die Suche nach geeigneten Flächen. Für die Kranstandorte beispielsweise seien die Platzverhältnisse sehr eng gewesen. «Zudem mussten wir garantieren, dass der Anflug auf den Helikopterlandeplatz des USZ nicht von den Kränen beeinträchtigt wird.» Das bei Windgeschwindigkeiten von 70 Stundenkilometern. Auch war es nicht von Anfang klar, wo die Materialumschlagsplätze, die Ortbetonanlagen sowie der Bauwand- und Fassadenaufzüge zu platzieren sind. Eine der grössten Herausforderungen jedoch sei, den laufenden Betriebs des Spitals während des gesamten Baubetriebs zu gewährleisten, ergänzt Brändlin. Ausserdem verlief der Bauperimeter nahe und entlang der Tramgleise. «Hier gilt es, die Fahrleitungen nicht zu beschädigen.»
Verkehrskoordination über Checkpoint
Sichtlich stolz ist Daniel Brändlin auf die Idee, für den Baustellenverkehr einen Checkpoint einzurichten. «Der Plan hat sich bewährt», sagt Brändlin, denn um die geschaffenen Kapazitäten der Baustelleneinrichtung optimal auszunutzen, muss der Baustellenverkehr einwandfrei funktionieren. «Die Zufahrt zur Baustelle erfolgt über diesen eingerichteten Checkpoint», der einem Warteterminal gleicht. «Der Zulieferer loggt sich ins Onlineavisierungssystem ein und reserviert sich seine Zufahrtszeit zur Baustelle.» Das mache die Anlieferungen planbar und eine Just-in-Time-Anlieferung erst möglich. «Der Baustellenverkehr wird so koordinier- und steuerbar.»
Schrittweise zum modernen Hochschulgebiet
Die Weiterentwicklung des Hochschulgebiets Zürich Zentrum erfolgt in Etappen über mehrere Jahrzehnte hinweg. Damit das hohe archtitektonische und städtebauliche Vorhaben auch die Qualität aufweisen wird, die sich die Stadt und die Institutionen selbst auferlegt haben, steht am Anfang eine funktionierende Baulogistik. «Das ist unsere Aufgabe», betont Daniel Brändlin. Fehlende oder verspätete Lieferungen, keine zeitnahe Entladung der Fahrzeuge, ineffizientes Lagermanagement, viel Verkehr und Lärm, oder auch fehlendes Abfallmanagement und ineffiziente Transportwege verursachen hohe und unnötige ökonomische und ökologische Kosten. «Die Optimierung der Ressourcenflüsse von und zu den Baustellen sehe ich als eine der Schlüsselrolle für den Erfolg», sagt Daniel Brändlin.