Die Herausforderungen der Logistik liegen in der Stadt
Ende Juni 2023 fand in Bordeaux (F) die 12. Internationale Konferenz Citylogistik statt. Diskutiert hat man die jüngsten Entwicklungen, Visionen, Technologien, aber auch über politische Massnahmen, die es für künftige Stadtlogistiksysteme braucht. Vor Ort haben sich Paolo Todesco und Jan Lordieck umgehört, Martin Ruesch war bei seinem Vortrag per Video-Call zugeschaltet.
20.07.2023
Die Frage, ob sich die Teilnahme an der Internationalen Konferenz über Citylogistik lohnt, stand für Martin Ruesch, Paolo Todesco und Jan Lordieck ausser Frage. Eine Teilnahme war für die Experten in Mobilität und Logistik von Rapp fest in der Agenda eingetragen. Die 12. Ausgabe, die Ende Juni 2023 in Bordeaux (F) stattfand, versprach ein hochkarätiges Programm mit vielversprechenden Vorträgen und Diskussionen zur Stadtlogistik der Zukunft. «Es ist eine der wenigen Konferenzen, die sich die Citylogistik zum alleinigen Thema gemacht hat», sagt Martin Ruesch, Leiter Güterverkehr bei Rapp.
Viel mehr als nur Paketlieferungen
Paolo Todesco und Jan Lordieck haben sich auf dem Kongress umgehört. «Wir haben sehr viel Neues erfahren können», meinen beide Mobilitäts- und Logistikspezialisten der Rapp. Citylogistik ist viel mehr als nur die Organisation der Lieferung von Paketen in die Innenstädte. Es geht beispielsweise um Gestaltungsaspekte oder um eine verbesserte Steuerung der Anlieferverkehre zu Stosszeiten. Dabei geht es sowohl in der öffentlichen Infrastruktur als auch von Privatarealen, um Anlieferungen aller Art konfliktarm zu ermöglichen. «In Zukunft wird es immer wichtiger, die Logistik in den Städten aktiv zu gestalten. Das gilt für die öffentliche Hand und für Unternehmen gleichermassen. Kooperation und gegenseitiges Verständnis sind essenziell.» Doch die Spezialisten hörten sich nicht nur um, sondern drückten mit eigenen Beiträgen dem Kongress ihren Stempel auf. Jan Lordieck widmete sich in seiner Präsentation den städtischen Logistikstandorten. «Die Verdrängung von Logistikeinrichtungen aus zentralen städtischen Lagen führt zu erhöhten Fahrleistungen im städtischen Güterverkehr. Das gefährdet städtebauliche Ziele einer lebenswerten Stadt und ärgert auch die Logistiker». Die Stadtverwaltungen seien sich dessen bewusst, doch es fehle oft eine Strategie, wie die Verdrängung gestoppt oder umgekehrt werden könne, sagt Jan Lordieck. Die notwendigen Instrumente dazu sind in der Schweiz und auch international grundsätzlich vorhanden.
Erhebung Einsatzprofile und nützliche Berechnungsinstrumente
Martin Ruesch hingegen referierte in einem Video-Call zum Thema «Güterverkehr mit Lieferwagen in der Schweiz». Dieser wachse im Vergleich zum gesamten Güterverkehr in der Schweiz dynamischer. «Wir identifizierten und bewerteten Fahrzeugeinsatzprofile für Güter- und Dienstleistungsverkehrssegmente. In Zusammenhang mit den erwarteten Entwicklungen haben wir daraus Auswirkungen auf den Einsatz von leichten Nutzfahrzeugen abgeschätzt und der Wirtschaft sowie staatlichen Akteuren Handlungsempfehlungen gegeben.»
Erzeugungsraten im Güterverkehr
Paolo Todesco hielt einen Vortrag zum Güterverkehrsaufkommen in der Schweiz. Er präsentierte sein Modell, mit der sich das Güterverkehrsaufkommen auch kleinräumig abschätzen lässt. «Um dieses Ziel zu erreichen, stützte ich mich auf Ergebnisse einer Umfrage unter schweizerischen Unternehmen zu ihrem Güterverkehrsaufkommen», sagt Paolo Todesco. Die berechneten Erzeugungsraten pro Arbeitsplatz dienen als nützliches Instrument für Verkehrs- und Raumplaner, vor allem im Rahmen der Infrastrukturplanung.» Über 60 Referate sind an drei Konferenztagen gehalten worden, über 80 Teilnehmende aus 17 Nationen waren anwesend. «Zudem fanden alle drei von Rapp eingereichten ‘Themenpapers’ bei den Organisatoren Anklang», ergänzt Martin Ruesch. Schon deshalb habe es sich für die Experten in Mobilität und Logistik gelohnt, die Extrameile zu gehen, auch wenn die Erarbeitung des Vortrages und des Fachartikels einiges an Zeit in Anspruch genommen hat.
Kennenlernen des Professors
Über eine konkrete Anfrage zur weiteren Zusammenarbeit freut sich Paolo Todesco schon heute. Bei einem Abendbier hat er Jose Holguin-Veras persönlich kennengelernt. Der renommierte Professor und Experte im Bereich der Abschätzung des Güterverkehrsaufkommens interessiert sich sehr für die anwendungsorientierte Forschung in diesem Bereich. Es würde seine Arbeit gut ergänzen. Deshalb bot er eine Zusammenarbeit an einem Forschungsprojekt an. «Offenbar haben unsere Arbeiten zum Güterverkehr Wirkung gezeigt», meinen die Logistikspezialisten von Rapp. Möglicherweise ist das der Startschuss für ein neues Projekt.
Paolo Todesco, Jan Lordieck und Martin Ruesch referierten zu den Themen Güterverkehr mit Lieferwagen und Güterverkehrsaufkommen in der Schweiz sowie zu innovativen Konzepten einer künftigen Stadtlogistik. Die Resultate und Erkenntnisse stehen unten zum Download bereit.