Fischtauglicher Aufstieg beim Wasserkraftwerk «Neuewelt»
Die Wasserkraftanlage «Neuewelt» an der Birs ist das letzte Kraftwerk vor der Mündung der Birs in den Rhein. Die heutige Fischtreppe genügt den Anforderungen des Fischaufstiegs und Fischschutzes nicht mehr und muss saniert werden.
Ausgangslage
Für die Fischwanderungen bildet das Birskraftwerk einen Flaschenhals, denn alle Fische des Birs-Einzugsgebietes müssen die Wasserkraftanlage (WKA) oder die Wehranlage passieren. Dem Standort kommt deshalb eine Schlüsselrolle in der ökologischen Anbindung der gesamten Birs bis an den Rhein zu. Die 1996 –1998 gebaute Fischaufstiegshilfe der Anlage verfügt über einen Vertical-Slot-Fischpass, eine beckenartige Bauweise, bei welcher in den Trennwänden über die gesamte Höhe reichende, vertikale Schlitze vorhanden sind. Nach heutigem Kenntnisstand ist sie jedoch nur eingeschränkt durchwanderbar und wird für diesen wichtigsten Standort hinsichtlich Fischwanderungen als nicht ausreichend erachtet. Der Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft verfügte daher in September 2015 die Sanierung an der Birs. Der vorhandene Fischpass soll durch eine modernere Fischaufstiegsanlage ersetzt und der Fischschutz mit Fischabstieg verbessert werden.
Auftrag
Das primäre Ziel des Bauvorhabens ist die Verbesserung der Fischdurchgängigkeit am WKA «Neuewelt» und damit verbunden die Wiederansiedelung des Lachses in der Birs. Hierzu muss der ausgewachsene Fisch die Möglichkeit des Fischaufstiegs haben, um an seinen Laichplatz zu gelangen. Für den Jungfisch wiederum soll mit einem möglichst geschützten Fischabstieg sichergestellt werden, dass er sich nicht verletzt. Im Zusammenhang mit dem Fischabstieg spielt der Fischschutz daher eine wesentliche Rolle. Ein weiteres Ziel ist es, eine Aufstiegsmöglichkeit für Fische an durchschnittlich 300 Tagen im Jahr zu schaffen. Für die neue Bemessung des Aufstiegs werden hierzu die Wasserspiegelhöhen mit einer Unterschreitungswahrscheinlichkeit zwischen 30 und 330 Tagen im Jahr zugrunde gelegt. Die neue Fischtreppe überwindet die 8,7 m Höhenunterschied mittels 58 aneinandergehängter Becken. Diese sind je ca. 3 m lang und haben einen Höhenunterschied von knapp 15 cm. Für den Fischschutz wird ein neuer Schwemmgutabweiser gebaut, in welchem ein ca. 25 m auf 2 m grosses neues Rechenfeld mit einer Spaltweite von 15 mm installiert ist.
In einem komplexen Projekt mit eng gesteckten Rahmenbedingungen, schwierigen Baugrundverhältnissen und einem interdisziplinären Projektteam bewährte sich Rapp als zuverlässiger Planer und Partner.
In der Planung sind einige Besonderheiten des Bauwerks und der Geologie zu beachten. Die neuen Anlagenteile sind in den Bestand einzubetten. Der östliche Bereich unter dem Wehrkörper gründet auf Gipskeuper, welcher durch Subrosion nachgibt. Der schwere Wehrkörper und auch die tief gegründeten, nachträglichen Sicherungsmassnahmen senken sich bzw. neigen sich dadurch nach Osten. Der westliche Teil des Wehrkörpers, der Fischaufstieg und das Kraftwerksgebäude gründen auf Schilfsandstein. Der Ersatzneubau wird ebenfalls auf diesem witterungsempfindlichen Gestein gegründet. Angesichts dieser Baugrundsituation bedarf es besonderer Aufmerksamkeit für die Bauphasenplanung sowie die Baugrubensicherung einschliesslich der Wasserhaltung.
Aufgrund dieser komplexen Gegebenheiten ist die Anlage in einem 3-D-Modell als digitale Grundlage für die Planung erstellt worden.