Flexibler Holzbau
Auf dem Isemeyer-Areal in Rheinfelden wird ein Büro- und Kantinengebäude durch einen höheren Neubau beim Arealeingang ersetzt; damit werden Flächen für Hallenbauten frei und das Areal kann nachverdichtet werden. Der Holzneubau stellt einen Beitrag zur Nachhaltigkeit dar und bietet gleichzeitig ein anpassbares Bürokonzept an.
Ausgangslage
Während früher vor allem Kessel- und Güterwagen auf dem Isemeyer-Areal in Rheinfelden gebaut wurden, werden sie heute nur noch saniert und umgebaut. Zusätzlich haben sich hier Firmen aus Industrie und Produktion angesiedelt. Rapp konnte in der Vergangenheit bereits verschiedene Projekte auf dem Areal realisieren, erst kürzlich etwa die Fassadensanierung einer imposanten Halle aus den 1970er-Jahren von Architekt Hans Gübelin. Im Jahr 2018 erstellten wir für die Soluma AG eine Machbarkeitsstudie über den Erhalt oder den Ersatz der bestehenden Büro- und Kantinengebäude. Aus wirtschaftlichen Gründen und in Bezug auf die Verbesserung des Betriebs empfahlen wir der Bauherrschaft, die vernachlässigten Bauten zu ersetzen. Zudem kann das Areal durch den Ersatzneubau in Zukunft nachverdichtet werden.
Auftrag
Da sich das innovative Unternehmen Erne Holzbau AG auf dem Areal eingemietet hat, entschieden wir gemeinsam mit dem Auftraggeber, den Neubau als Holzelementbau in Hybridform auszuführen. Das Einbinden der Holzbaufirma in das Projekt erlaubte einen reibungslosen Ablauf von der Konzeption bis zur Ausführung. Rapp war zudem verantwortlich für die Verkehrsplanung, die Werkleitungen und gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten für die Umgebungsarbeiten.
Resultat
Durch die Bauweise aus grösstenteils vorgefertigten Bauteilen konnte die Ausführungszeit stark optimiert werden. Ende 2020 wurde das Baugesuch eingereicht und bereits im Mai 2021 startete der Aushub. Ende Dezember war die Hülle dicht und die Fertigstellung des Baus erfolgt im Sommer 2022. Die frühe Zusammenarbeit mit Erne ermöglichte eine optimale Abstimmung der Tragstruktur, der Bauteildimensionierung, der Kosten und der gewünschten Nutzungsflexibilität. Denn der Bauherr möchte den zukünftigen Mietern ermöglichen, den Innenausbau nach Bedarf anzupassen. Im quadratischen Grund- riss, basierend auf einem 2,5-Meter-Raster, ist vom Open-Space-Büro bis zum klassischen Zellenbüro alles möglich. Die kleinste vermietbare Einheit umfasst 2,5 × 5 Meter. Die Büros werden über den vertikalen Erschliessungskern im Zentrum mit angrenzenden Gängen erschlossen. Der Ortsbetonkern beinhaltet nebst Lift und Treppe die WC-Anlagen und drei Steigzonen, welche die Integration einer Teeküche oder andere Installationen ermöglichen. Im Erdgeschoss befinden sich die Kantine mit einer kleinen Gastroküche und ein für alle Mieter nutzbares Sitzungszimmer.
Bei der Konzeption legten wir grossen Wert auf ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Das würfelförmige, sechsgeschossige Gebäude weist mit den Dimensionen 21 × 21 × 24 Meter ein energetisch und wirtschaftlich optimiertes Verhältnis von Volumen zu Oberfläche auf. Des Weiteren erfüllt das Projekt die Ansprüche an eine nachhaltige Bauweise. So sind lediglich der Keller und der Erschliessungskern vor Ort betoniert. Um diesen legt sich eine hybride Holzstruktur aus vorgefertigten Elementen. Die 10,5 Meter langen Sandwichelemente der Fassade wurden inklusive Fenstermontage auf dem Areal produziert. Die Decken setzen sich aus Holz-Beton- Verbundelementen – Holzträger mit dünnen Betonplatten – zusammen, welche im 15 Minuten entfernten Ort Stein produziert wurden, was die Transportwege stark verkürzte. Der Beton in den Deckenelementen dient dem Schallschutz sowie als Speichermasse zur Nachtauskühlung im Sommer und als Wärmespeicher im Winter. Zwischen den Holzträgern ist die Installation für die Lüftung und die Heiz-/Kühlelemente eingelegt. In den Gangzonen ist die Installation sichtbar, was den Unterhalt erleichtert. Auch in Bezug auf die Heizung ist das Gebäude nachhaltig. Es ist an die Fernwärme angeschlossen. Diese wird hauptsächlich aus der Abwärme der benachbarten Schweizer Rheinsaline Riburg in Kombination mit einer auf dem Areal befindlichen Holzschnitzelheizung des Energieversorgers AEW gespiesen.