Gut unterwegs trotz Totalsperre
Die SBB baut im Laufental eine vier Kilometer lange Strecke auf Doppelspur aus. Dies bedingt eine fünfmonatige Totalsperre der Bahnstrecke zwischen Aesch und Laufen – für das Tal eine verkehrstechnische Herausforderung. Rapp unterstützt die SBB bei der Erarbeitung des Verkehrskonzeptes.
Ab Ende 2025 können die Fernverkehrszüge auf der Linie Basel–Laufen–Delémont–Biel/Bienne im Halbstundentakt verkehren. Dies wird dank dem neuen Doppelspurabschnitt möglich, den die SBB zwischen Grellingen und Duggingen im Zeitraum 2023-2025 realisieren. Die umfangreichen Bauarbeiten bedingen, dass der Bahnverkehr zwischen Aesch und Laufen im Sommer 2025 während fünf Monaten eingestellt wird. Der Preis dafür ist eine Beeinträchtigung der Verkehrs- und Pendlerströme. Für Tausende von Pendlerinnen und Pendler wird der Weg zur Arbeit umständlicher.
Die Rapp AG hat mit Beteiligung aller Stakeholder ein umfassendes Verkehrskonzept für die Zeit der Totalsperrung ausgearbeitet. Es berücksichtigt neben dem Bahnersatzverkehr mit Bussen auch den Velo- und E-Bike-Verkehr sowie den motorisierten Individualverkehr.
Umfassendes Verkehrskonzept
Bereits heute stösst die Autobahn A18 im Bereich Eggflue und Angenstein vor allem zu den Hauptverkehrszeiten an ihre Kapazitätsgrenzen. Der Bereich SBB Infrastruktur hat deshalb die Rapp AG beauftragt, ein Verkehrskonzept für die Zeit der Totalsperrung auszuarbeiten. Dieses soll neben dem Bahnersatzverkehr mit Bussen auch den Velo- und E-Bike-Verkehr sowie den motorisierten Individualverkehr berücksichtigen. Darüber hinaus hat Rapp in Abstimmung mit dem Kanton Basel-Landschaft weitere Massnahmen empfohlen, die während der fünfmonatigen Totalsperre den Bahnersatz flankieren sollen. Dazu gehören zum Beispiel ein Carpooling-Angebot, Bikesharing, Leihvelos oder Coworking-Spaces. Die Umsetzung dieser Massnahmen wird in den kommenden Monaten geprüft.
Ambitionierte Ziele
Am Anfang stand eine umfassende Analyse der Verkehrssituation: Wie viele Menschen sind in den Fern- und Regionalverkehrszügen unterwegs? Wie viele nutzen die Busse in den Seitentälern? Wo sind die neuralgischen Punkte auf der Strasse – in Bezug auf Sicherheit und Stau? Wie sicher und attraktiv ist die Strecke für Velofahrende und E-Biker? Darauf aufbauend wurde das Nachfragepotenzial für den öffentlichen Verkehr (ÖV) abgeschätzt und es wurden Handlungsschwerpunkte für die Strasse definiert. Die Mobilitäts- und Infrastruktur-Fachpersonen von Rapp erarbeiteten anschliessend Varianten für ein Bahnersatzangebot, prüften die infrastrukturelle und technische Machbarkeit (z.B. ob Gelenkbusse um die Kurve kommen) und schätzten die Kosten. Die Ziele waren dabei:
- die Fahrgäste sollten möglichst wenig umsteigen müssen
- dort, wo sie umsteigen müssen die Wege kurz sein und die Personenflüsse dürfen sich nicht kreuzen (z.B. in engen Unterführungen)
- die Bahnersatzbusse dürfen nicht im Stau stecken bleiben, aber auch den übrigen Verkehr nicht behindern
- die Zahl der eingesetzten Fahrzeuge soll so gering wie möglich sein (effiziente Umläufe)
- der Bahnersatz soll so attraktiv sein, dass möglichst wenig Fahrgäste auf das eigene Auto umsteigen
Projektgruppe an einem Tisch
Die verschiedenen Varianten sowie die Massnahmen für eine sichere und möglichst staufreie Verkehrsführung wurden von der Projektgruppe beurteilt. Mit dabei waren neben Vertretern der SBB auch Fachstellen des Kantons Basel-Landschaft, Vertreter des Bundesamtes für Strassen (ASTRA) und der Nationalstrassen Nordwestschweiz AG (NSNW) sowie von PostAuto als Betreiberin des Bahnersatzverkehrs.
Die favorisierten Varianten wurden der Begleitgruppe vorgestellt, in der unter anderem die betroffenen Gemeinden und Wirtschaftsvertreter aus dem Laufental vertreten waren. Da sie die Bedürfnisse von Bevölkerung, Gewerbe und Wirtschaft am besten kennen, war es wichtig, ihre Meinung einzuholen. Diskutiert wurde beispielsweise, wie der Verkehr möglichst staufrei fliessen und die Busse pünktlich verkehren können und wo etwas für mehr Sicherheit auf der Veloroute getan werden muss.
Umsetzungsorientierte Lösungen
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wie ein Auszug aus der Massnahmenliste zeigt: Verschiedene Direktverbindungen aus den Tälern nach Aesch sind geplant, wodurch Umsteigevorgänge wegfallen.
Eine zusätzliche Haltestelle verkürzt den Weg zum ÖV. Lichtsignalanlagen geben den Bussen, wo nötig, Vortritt. Am Bahnhof Aesch sorgen eine optimierte Anordnung der Haltestellen und eine temporäre Rampe für kurze Wege und sicheres Umsteigen. Zusätzliche Buchten schaffen Raum, damit sich Autos und Busse kreuzen können. Ein Mergelweg wird zu einer guten Fahrbahn für Velos und E-Bikes. Als Nächstes plant die SBB mit Unterstützung von Rapp die Umsetzung der Massnahmen, damit bis zur Sperrung der Bahnstrecke alles für einen reibungslosen Bahnersatzverkehr bereit ist.