Umbau und Sanierung Primarschulhaus Rittergasse in Basel
Das über Jahrzehnte als Verwaltungsbau genutzte Schulgebäude ist wieder in seine ursprüngliche Funktion zurückgeführt worden. Wir haben als Tragwerksplaner den Rückbau der damaligen Umnutzungsmassnahmen und die Sanierung im denkmalgeschützten Gebäude begleitet.
Das Gebäude an der Rittergasse 4 in Basel war 1885 vom Kantonsbaumeister Reese entworfen und bis 1957 als Gymnasium genutzt worden. Ab 1981 wurden die Schulzimmer kontinuierlich zu Büros des Baudepartements umgebaut. Nach knapp zweijähriger Bauzeit unterrichtet seit April 2020 die Primarschule Münster wieder im denkmalgeschützten Gebäude.
Das Raumprogramm umfasst zwölf Klassenzimmer, Fachräume, Schulverwaltung und eine Tagesstruktur. Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft weber-buess Architekten und BRH Architekten als Generalplaner waren wir für die Tragwerksplanung verantwortlich. Dabei galt es, die Nutzeranforderungen unter der Prämisse des Denkmalschutzes zu erfüllen und gleichzeitig das Gebäude hinsichtlich Erdbebensicherheit zu ertüchtigen und an die aktuellen Brandschutzvorschriften anzupassen. Ziel der Sanierung war es, die Bausubstanz weitestgehend zu erhalten und die Ein- und Umbauten der letzten Jahrzehnte zurückzubauen.
Hierfür wurden die Tragstrukturen der Klassenzimmer freigelegt und der Lift aus dem Treppenhaus entfernt. Für die Erdbebensicherheit galt es, diverse Holzbalkendecken mit neuer Beplankung als Deckenscheiben auszubilden und die Holzbalken in die massiven Mauerwerkswände zu verankern. Um die Erdbebensicherheit zu gewährleisten, wurde der neue Aufzugsschacht aus Ortbeton mit Verbindungen in die Wände und Decken realisiert.
Beim Rückbau der Büroräume in der ehemaligen Aula zeigte sich, wie sinnvoll reversible Umbaumassnahmen sind. Nach dem Ausbau der Stahlträger präsentierte sich der Saal in seiner alten Grösse. Nur in den Eingangsbereichen musste das Tragwerk angepasst werden.
Eine besondere Herausforderung an die Tragwerksplanung stellten die historischen Deckensysteme dar. Einerseits sind klassische Holzbalken- und Gewölbedecken aus Stein vorhanden, andererseits fanden sich aus Backstein gemauerte Gewölbedecken zwischen Stahlträgern sowie zwischen Holzbalken gelegte Zementsteine. Zur Gewährleistung des Feuerwiderstandes benötigte die Stahlkonstruktion eine Brandschutzverkleidung. Immerhin konnten die Gusseisenstützen der Treppenanlage unverkleidet erhalten bleiben. Des Weiteren forderte die Anpassung an die aktuellen Brandschutzvorschriften ein zusätzliches Fluchttreppenhaus.
Mit Ausnahme des Aufzugs und der Abfangkonstruktion im Erdgeschoss wurde die Tragstruktur des Gebäudes in den ursprünglichen Zustand zurückgeführt. Die Anforderungen vonseiten Denkmalschutz konnten damit grösstenteils gut erfüllt werden.
Fotos: Roman Weyeneth