Verkehrserschliessung für geplantes Zentralklinikum Landkreis Lörrach
Am östlichen Stadtrand von Lörrach werden die bisherigen Klinikstandorte Lörrach, Rheinfelden und Schopfheim im neuen Zentralklinikum Lörrach (ZKL) zusammengeführt. Wir prognostizieren das Verkehrsaufkommen, planen die Verkehrserschliessung mit Hochwasserschutz und erarbeiten ein Mobilitätskonzept.
Auf einem 8,3 ha grossen Gelände entstehen bis voraussichtlich 2025 das Klinikum, das Zentrum für seelische Gesundheit und ein Ärzte- und Gesundheitskaufhaus mit Parkhaus. Der kleeblattartig angeordnete Komplex beherbergt im Endausbauvoraussichtlich über 700 Betten und führt zu einer wesentlichen städtebaulichen Veränderung am Ortseingang von Lörrach-Hauingen. Für die bestmögliche Erreichbarkeit aus dem gesamten Landkreis mit dem motorisierten Individualverkehr wird die Verkehrsinfrastruktur ausgebaut. Neben der umfangreichen Strassenerschliessung wird das Fuss- und Radwegenetz erweitert. Für die optimale Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr ist eine zusätzliche S-Bahn-Haltestelle vorgesehen, voraussichtlich in Verbindung mit einer Park+Ride-Anlage. Bis zur Inbetriebnahme des Schienenhaltepunkts wird ein Busshuttle zwischen dem Klinik-Campus und benachbarten Bahnhöfen eingerichtet.
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie für die Verwirklichung des ZKL haben wir die sogenannte Kombilösung entwickelt, bei welcher der westliche Teil der Landesstrasse L138 nördlich verschoben wird und ein Kreisverkehr das Zentralklinikum an die L138 und im Endausbau an die Bundesstrasse B317 anbindet. Der östliche Teil der Landesstrasse wird in Richtung Steinen ausserhalb des Wasserschutzgebiets entlang der Bahnlinie Basel-Zell verlegt. Durch die neue Strassenführung wird eine ausreichend grosse Fläche frei für den Neubau des Zentralklinikums. Diese Lösung erfordert nur geringfügige Eingriffe in Natur und Landschaft, speziell im östlich angrenzenden Wasserschutzgebiet.
Die Dammlage der Strasse schützt das zukünftige Klinikgelände vor einem Jahrhunderthochwasser. Die Anbindung an das regionale Radwegenetz und die Erschliessung der landwirtschaftlichen Flächen bleiben dabei gewährleistet. Schliesslich ermöglicht diese Streckenführung im südlichen Teil mittels einer Unterführung der Bahnlinie Basel-Zell den geplanten Anschluss an die Bundesstrasse B317, welche laut Bundesverkehrswegeplan 2030 dereinst vierstreifig ausgebaut werden soll. Für die Erschliessung des Zentralklinikums haben wir eine umfassende Verkehrsuntersuchung durchgeführt. Diese umfasst die Abschätzung der durch die Einrichtungen erzeugten Verkehre für unterschiedliche Ausbauzustände und Prognosehorizonte. Weiter analysierten wir den Stellplatzbedarf für Kfz und Fahrräder, führten Modellberechnungen mit dem von uns für die Stadt Lörrach entwickelten und aktualisierten Verkehrsmodell durch und erstellten Leistungsfähigkeitsanalysen. Für die weiteren Planungen des Klinikums, der Verkehrserschliessung und der Anpassung des übergeordneten Strassennetzes liefert diese Untersuchung validierte Verkehrsbelastungsdaten, welche auch die Grundlage für die erforderlichen Lärm- und Umweltgutachten bilden. Im Endausbau des Zentralklinikums ergibt sich bei einem geplanten Angebot von 900 Stellplätzen in der Parkierungsanlage ein geschätztes Gesamtverkehrsaufkommen von täglich rund 6'300 Kfz-Fahrten. Je nach Realisierungsetappen der verschiedenen Nutzungen auf dem Klinikgelände und Angebot im öffentlichen Verkehr (Busshuttle zwischen Klinikgelände und Bahnhof) sind zwischenzeitlich täglich bis über 7'500 Kfz-Fahrten zu erwarten.
Die Klinikbetreiber wollen angesichts dieser Dimensionen prüfen, wie die Anteile des öffentlichen Verkehrs und des Fuss- und Radverkehrs am Modal Split erhöht und die Parkplatznachfrage des motorisierten Individualverkehrs (MIV) reduziert werden kann. Dazu soll ein dauerhaftes Mobilitätsmanagement mit dem Ziel etabliert werden, die Verkehrsmittelwahl aller Nutzergruppen (Patienten, Besucher, Beschäftigte, Studierende) in Richtung umweltfreundliche, nachhaltige Verkehrsmittelwahl zu verändern. Wir erarbeiten ein Mobilitätskonzept, in welchem u.a. spezifische Massnahmen aufgezeigt werden, damit die Nutzer möglichst ohne MIV anreisen.
Nach einer zügigen und intensiven zwanzigmonatigen Planungsphase, inklusive Planfeststellungsverfahren, wurden die Bauarbeiten Mitte Januar 2020 in Angriff genommen. Seit Herbst 2020 führt die L138 West um das Baufeld des Zentralklinikums.