Mit dem OPEX Tool in Richtung Industrie 4.0
Verbesserungspotenzial gibt es fast überall. Nur wo liegt es im Betrieb? Wo ist Ihre KMU bereits up-to-date? Wo liegt noch Potenzial brach? Eine neue Möglichkeit, die richtigen Themenfelder zu identifizieren, bietet der kostenlose Onlinefragebogen OPEX Tool.
Mit «SAT für KMU» (Sprachfähigkeit, Auslegeordnung, Transformation) wurde von der Metropolitankonferenz Zürich ein Projekt initialisiert, um KMUs zu sensibilisieren, Potenziale aufzuzeigen und spezifisches Wissen zu generieren. Der Onlinefragebogen ist das Resultat dieses Projekts. Er zeigt auf, wo Firmen ansetzen können, um sich fit für die Industrie 4.0 zu machen. Die Projektleiter Klaus Brossok und Eric Wieser erzählen.
Die Industrie von Morgen
Der digitale Wandel bietet der Schweizer Industrie, vor allem den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), branchenübergreifendes Potenzial. KMU erkennen die Bedeutung der Zukunftstrends, jedoch hemmen gewachsene Strukturen, hohe Einstiegshürden und teilweise Überforderung die Potenziale – auch beim Einsatz von Digitalisierung und Automatisierung.
Als Voraussetzung bei der Umsetzung von Industrie 4.0 gelten die drei Begrifflichkeiten aus dem Projektnamen: Sprachfähigkeit, Auslegeordnung und Transformation (kurz SAT). Darunter verstehen die Projektleiter Folgendes:
- Hinter dem Ausdruck «Industrie 4.0» steht die Digitalisierung von Prozessen und Anlagen im Unternehmen. Allerdings sind nicht für alle Unternehmen die gleichen Massnahmen und Schwerpunkte der Digitalisierung betriebswirtschaftlich sinnvoll. Um herauszufinden, wo ein Unternehmen ansetzen soll, braucht es eine Auslegeordnung: Wo stehen wir im Bereich der Operational Excellence und welche Themenfelder müssen wir beleuchten?
- Sprachfähigkeit bedeutet, Zusammenhänge zu verstehen und die Bedeutung fachspezifischer Begriffe zu kennen. Damit spreche ich die Sprache potenzieller Lieferanten und kann auf Augenhöhe Gespräche führen.
- Transformation bedeutet, die nachhaltigen Prozesse für morgen zu gestalten. Das Kapital sollte im Bereich der Industrie 4.0 dort investiert werden, wo es den grössten Benefit (Mehrwert) bringt. Und dies beginnt bei den Prozessen, die ich identifizieren, verstehen und optimieren muss.
Das Projektziel griff hoch: KMU's im Metropolitanraum Zürich sollten für die Industrie 4.0 sprach- und handlungsfähig gemacht werden, selbständig agieren und Projekte kompetent lancieren können.
Jetzt liegt das Projektergebnis vor. Ein frei verfügbarer, webbasierter Methodenbaukasten. Das OPEX Tool, in Form eines interaktiven Fragebogens, befähigt lokale KMU selbständig die Themenschwerpunkte der Operational Excellence (OPEX) kennenzulernen, zu verstehen und eine Auslegeordnung vorzunehmen.
Was kann das OPEX Tool?
Kann der Fragebogen wirklich Potenzial identifizieren? «Ja», meint Klaus Brossok. «Denn der Fragebogen zeigt auf, wo es Schwachstellen gibt und formuliert sogar strukturierte Ablaufschritte zur Umsetzung einzelner Handlungsempfehlungen. Der Zeitaufwand dafür ist gering. Nach einer knappen halben Stunde liegen die Antworten vor.»
Für KMU's ergeben sich daraus Chancen und Herausforderungen. Die Chancen sieht Eric Wieser vor allem hinsichtlich Flexibilität, Qualität und Leistungsfähigkeit. Die Herausforderung liegt im einheitlichen Verständnis über die eigenen Kernprozesse. Wir empfehlen deshalb, den Fragebogen durch mehrerer Führungspersonen im Unternehmen ausfüllen zu lassen. Die Resultate zeigen der Führungscrew, ob die Schwachstellen einheitlich sind. Denn erst wenn alle in die gleiche Richtung gehen, bewegt sich der Betrieb.
Wo wird das Tool sinnvoll eingesetzt?
Zielgruppen sind Verantwortliche und Unternehmungen, die den nächsten Schritt hin zu Industrie 4.0 gehen möchten. Mit dem Tool prüfen sie vorhandene Potenziale. «Wer den Fragebogen ausfüllt, soll sich darüber klar werden, in welcher Entwicklungsstufe der Operational Excellence konkreter Handlungsbedarf besteht,» sagt Eric Wieser.
Das OPEX Tool steht allen Personen und Studierenden offen, die sich im Gebiet der Operational Excellence kundig machen möchten. Für die Durchführung ist kein Fachwissen erforderlich. Fachbegriffe können in einem Glossar nachgeschlagen werden, bei spezifischen Fragen steht ein persönliches Kontaktformular zur Verfügung.
Funktioniert die Anwendung in der Realität?
Um das herauszufinden, testeten wir den Methodenbaukasten ausgiebig. Wichtig waren uns die Einschätzung der IST-Situation nach der Beantwortung der Fragen sowie die Handlungsschritte, welche das Tool empfahl.
Mit Hilfe unserer Kunden testeten wir das Tool auch in der Praxis. Lesen Sie dazu ihre Beurteilungen in den folgenden Interviews.
Thilo Schmidt, CFO, Helios Ventilatoren AG, Otelfingen
- Worin sehen Sie den Nutzen des OPEX Tool?
Es zeigt auf, wie weit die eigene Unternehmung schon auf dem neusten Stand von Operational Excellence ist, und hilft, das gewünschte Level zu erreichen. - Wie finden Sie den Zugang zum Thema über einen softwarebasierten Methodenbaukasten?
Wir können dies allen KMU’s äusserst empfehlen, die planen, ihre gesamten oder Teile ihrer Prozesse zu modernisieren und zu rationalisieren.
Wir sind mehrheitlich up to date. Jedoch könnten einige Bereiche durch vertiefte Analysen der Prozesse noch verbessert werden.
Gregor Barmet, COO, HG Commerciale
- Worin sehen Sie den Nutzen des OPEX Tool?
Es kann damit eine Standortbestimmung in der Unternehmung gemacht werden. Anhand der Bestimmung können Changes oder Schulungen gestartet werden. Man kann sich aber auch bewusst gegen einen Bereich entscheiden, den man als unzureichend ermittelt hat, beispielsweise weil er nicht von höchster Priorität ist oder keinen Nutzen bringt. Man kann darüber sein Tun und Lassen in den vier Themen gut steuern und priorisieren. - Wie finden Sie den Zugang zum Thema über einen softwarebasierten Methodenbaukasten?
Wir finden es sehr gut und auch einfach. Das Resultat gibt einen guten Überblick über die Situation.
Wir möchten diese Umfrage gerne in einem ersten Schritt von den Kadermitarbeitenden der HGC ausfüllen lassen. Dies, um den Puls zu fühlen, wie das Kader die Situation der vier Bereiche in der HGC beurteilt. Auch um zu sehen, wo wir gut sind und wo wir weniger stark sind oder zumindest gefühlt weniger stark. Diese Umfrage sollte jährlich durchgeführt werden, um den Fortschritt zu dokumentieren.
René Rüthemann, Leiter Verkauf & Marketing, Rapp Enserv AG, Basel
- Wie finden Sie den Aufbau des Tools?
OPEX Tool ist modular und selbsterklärend aufgebaut und navigiert den Nutzer intuitiv durch die übersichtlich gestalteten, klar verständlichen und farblich akzentuierten Befragungsbereiche. Der dazu notwendige Zeitaufwand ist mit knapp einer halben Stunde überschaubar und man erhält dennoch unmittelbar nach Beendigung wertvolle Informationen zu den vier expliziten Leistungsbereichen der eigenen Unternehmung. Das «Smiley-Barometer» rundet das Ergebnis entsprechend sympathisch ab und gibt dem Tool den zeitgemässen, modernen Touch. - Welche Vorteile sehen Sie darin, Wissen anhand eines softwarebasierten Methodenbaukastens zu generieren?
OPEX Tool als softwarebasierter, methodischer Befragungskasten vereint mehrere Vorteile. Effizienz und Effektivität, Auswertung und Vergleichsmöglichkeit sowie eine konkrete, wenn auch standardisierte Empfehlung zur jeweils gestellten Frage. Diese Empfehlungen bieten den Unternehmern und Entscheidungsträgern eine erste Grundlage zur Bedarfsermittlung eines möglichen Entwicklungsprojektes. Zudem kann sich die neutrale, nicht voreingenommene «Aussensicht» inspirierend auf die nächsten Schritte, wie z.B. Workshops auswirken. - Für wen eignet sich Ihrer Meinung nach dieses Tool?
OPEX Tool kann sehr breit eingesetzt werden. Leitende Personen aus dem technisch industriellen Umfeld, welche sich mit Themen wie der sukzessiven Prozessoptimierung, dem Datenmanagement im Einklang mit der globalen Digitalisierung sowie den steigenden und komplexen Ansprüchen der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit auseinander setzten sind angesprochen und finden in diesem Tool ein hilfreiches und unkompliziertes Instrument. Meine Empfehlung: erst ausprobieren und dann entscheiden!
Das Tool wird von Rapp betrieben und weiterentwickelt, damit das Wissen aktuell bleibt und neue Themen und Entwicklungen fortlaufend integriert werden. Im Einsatz ist es unter anderem an der Fachhochschule Nordwestschweiz bei der Ausbildung von Ingenieuren und Ingenieurinnen sowie in Bereich Betriebswirtschaft.
Dieser Text basiert auf einem Interview mit den Projektleitern und der Metropolitankonferenz Zürich sowie einem Artikel in der Fachzeitschrift "Logistik Schweiz" Ausgabe 04/2020.
Hier gehts weiter zum OPEX Tool.