Fernwärme als Schlüssel der Wärmetransformation
Der Kanton Basel-Stadt soll bis 2037 klimaneutral werden. Die Stimmbevölkerung hat entschieden, dass die Treibhausgas-Emissionen auf Kantonsgebiet bis 2037 auf Netto-null sinken sollen. Der Stadtkanton setzt bei der Wärmeversorgung auf Fernwärme. Das Verteilnetz soll weiter ausgebaut werden. Zum Beispiel im Abschnitt Wiese zwischen Wiesendamm-Promenade, Freiburgerstrasse, Hochbergersteg und Hochbergerstrasse.
Der Kanton Basel-Stadt setzt in seiner Energiepolitik auf grüne Wärme. Der Ausstieg aus der Erdgasversorgung bis 2037 ist beschlossene Sache. Mit der Abkehr von fossilen Energieträgern ist die Wärmetransformation in vollem Gange und die Fernwärme spielt eine Schlüsselrolle in der Wärmeversorgung von morgen. Auch diese soll ab 2035 ausschliesslich aus Abwärme und erneuerbaren Energieträgern stammen. Dies hat der Grosse Rat des Stadtkantons in einer Teilrevision des IWB-Gesetzes im Januar 2023 beschlossen.
Know-how ist gefragt
Im Rahmen dieser Strategie baut die Energieversorgerin IWB im Auftrag des Kantons das Fernwärmenetz aus. Doch noch liegen nicht alle Fernwärmeleitungen auf Kantonsgebiet, um die Haushalte mit klimafreundlicher Wärme zu versorgen. Beim Umbau ist deshalb Know-how gefragt, wenn es darum geht, beim Ausbau des Verteilnetzes alternative Leitungstrassen zu definieren. So auch im Abschnitt zwischen Wiesendamm-Promenade, Freiburgerstrasse, Hochbergerstrasse und Hochbergersteg, wo unter anderem das Fliessgewässer Wiese gequert werden muss. Die Rapp AG wurde von IWB beauftragt, einerseits eine Machbarkeitsstudie für den Ausbau der Wasserleitung Hochbergersteg/Hochbergerstrasse zu erstellen. «Andererseits haben wir verschiedene Alternativen und Rohrvortriebsverfahren geprüft, wie und wo auch eine neue Fernwärmeleitung realisiert werden könnte», sagt Tobias Heitz, Teamleiter Rohrleitungsbau, der sich die Aufgaben mit seinen Kollegen Adrian Strub, Teamleiter Tiefbau, und Christian Müller, Chefkonstrukteur Tiefbau, teilte.
Bedingungen und Auswirkungen
«Die Eisenbahnbrücke der Deutschen Bahn sowie die Fussgängerbrücke Hochbergersteg sind aus statischen und aus Platzgründen für eine Querung der Wiese nicht geeignet», erklärt Tobias Heitz gleich zu Beginn des Gesprächs. Für die Spezialisten von Rapp standen zwei andere Varianten und Verfahren im Vordergrund. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie haben wir diese Alternativen näher untersucht», sagt Tobias Heitz. Die erste sieht eine neue Leitungsbrücke vor, die zweite würde auf eine bestehende Infrastruktur zurückgreifen. «Die Fernwärmeleitung wäre zwischen der Autobahnbrücke gut aufgehoben», meint der Experte. Bei der Beurteilung der Varianten standen neben der Statik und den Platzverhältnissen immer auch die Fragen im Raum, wie stark das Stadtbild beeinträchtigt würde und welche Auswirkungen der Bau auf das Naturschutzgebiet Erlenmattpark hätte. Für Tobias Heitz, Adrian Strub und Christian Müller galt es abzuwägen, wie gross der Eingriff in die Naturschutzzone und der Schutz des Baumbestandes sein dürfen, ob die Bauweise für den gewählten Standort geeignet ist und wie die Alternativen das Stadtbild verändern würden. Zudem mussten die drei Fachleute mögliche Verkehrsbehinderungen ermitteln und beurteilen, da die beiden Varianten in der Baulinie der Nationalstrasse und im Bereich des Rheintunnelprojekts der Astra liegen.
Empfehlungscharakter
«Es ist nicht einfach, alle Kriterien für eine Gesamtbewertung abzuwägen», sagt der Bauingenieur. Bei den Arbeiten entlang der Wiesendamm-Promenade sei mit behördlichen Auflagen zu rechnen. Natürlich seien auch die Kosten in die Bewertung eingeflossen. «Das sind alles Auflagen, die aber keinen Einfluss auf die Machbarkeit des Projektes haben werden, sondern in die Bewertung der untersuchten Varianten eingeflossen sind», betont Tobias Heitz. Für den Fachexperten ist klar, dass es sich bei den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie um Empfehlungen handelt. Das gelte auch für die Bewertung der Bauverfahren. Der Fachexperte und sein Team bei Rapp sind sich einig, dass für die Leitungsführung entlang der Wiesendamm-Promenade eine Spülbohrung oder ein Microtunneling die geeignetsten Verfahren wären.
Gasanschlüsse ersetzen
IWB wird das Gasverteilnetz im Auftrag des Kantons schrittweise stilllegen. Die ersten Stilllegungen sind nach eigenen Angaben für die Jahre 2026/2027 geplant. «Ab 2028 wird IWB jährlich rund 1’000 Gasanschlüsse vom Netz nehmen», heisst es in einer Mitteilung auf der eigenen Website. Eine ebenso ehrgeizige wie gewaltige Aufgabe für die Basler Energieversorgerin, die heute knapp 11'000 Liegenschaften in Basel, Bettingen und Riehen mit Gas versorgt. Rund 9’000 davon nutzen das Gas zum Heizen. Diese Haushalte brauchen eine Alternative zu ihrem heutigen Heizsystem. Für 5’800 Liegenschaften ist der Anschluss an die Fernwärme bereits heute oder nach dem Ausbau des Netzes möglich. «Die Leitungsführung entlang der Wiesendamm-Promenade ist trotz der Erschwernisse und unter Berücksichtigung der neuen Fernwärmetrasse machbar», sagt Tobias Heitz. Sie verbessert die CO₂-Bilanz und nutzt nachhaltige Energiequellen. Notwendig ist eine koordinierte und vorausschauende Planung. Auch mit der Machbarkeitsstudie und den Empfehlungen der Spezialisten der Rapp AG.