Mein Praktikum beim Gipser
Unser Lernender Fabio Metzger verbrachte zwei Wochen in einem Gipserbetrieb. Der Perspektivenwechsel hat dem angehenden Zeichner EFZ in Fachrichtung Architektur wichtige Erkenntnisse für seine Arbeit gebracht.
Mein Name ist Fabio Metzger, Lernender im 4. Lehrjahr bei Rapp Architekten AG. Zwei Wochen verbrachte ich weg vom Zeichenpult vor Ort auf einer Baustelle. Seither ist mein Blick auf die Pläne nicht mehr der Gleiche.
Wir Lernenden bei Rapp haben den grossen Vorteil, dass wir uns innerhalb der Rapp Gruppe mit Lernenden aus verschiedenen Fachrichtungen austauschen können. Branchenübergreifender Austausch ist somit von Haus aus gegeben. Auch dürfen wir einzelne Praktika inhouse absolvieren.
In der Fachrichtung Architektur haben wir sogar die Möglichkeit, ausserhalb der Firma Arbeitsluft zu schnuppern und die andere Seite kennenzulernen, die mit unseren gezeichneten Plänen arbeitet.
Mein letztes Lehrjahr ist nicht nur deshalb ein spezielles Jahr, weil es voraussichtlich das letzte vor meinem Abschluss ist, sondern auch deshalb, weil der Berufsalltag durch das Corona-Virus gerade arg auf dem Kopf steht. Mein Praktikum im Frühjahr konnte ich glücklicherweise auf den Herbst verschieben. Dort erlaubten es die Empfehlungen des Bundesrates kurze Zeit, den Beruf physisch vor Ort zu entdecken.
Angekommen auf der Baustelle, startete mein Tag mit dem Anbringen von Gipskartonplatten an einem Tor. Am zweiten Tag merkten wir, dass der Stahlbauer das Tor vor der Beplankung hätte mit Stahlträgern umfassen sollen. Sprich, wir rissen die Gipskartonplatten nochmals ab, um Platz für die Stahlträger zu schaffen.
An den folgenden Tagen positionierten und befestigten wir Türzargen. Die Höhe von +1.00m über dem Fertigboden massen wir mit einem Laser und auf dem Plan standen die Lichtmasse für die Türen. Allerdings fiel mir dabei auf, dass die Masse und Beschriftungen auf dem Plan so klein waren, dass wir sie kaum entziffern konnten. Das war mir bisher gar nie bewusst. Beim Zeichnen der Pläne legte ich bis anhin jeweils grossen Wert auf Genauigkeit, was natürlich wichtig ist. Allerdings sind die Beschriftungen und Angaben der Masse für die Ausführung vor Ort mindestens ebenso wichtig.
Die Gipser wussten sich in der Praxis gut zu helfen und vergrösserten die Pläne mit dem Zoom ihres Smartphones. Meinen Blick für die Pläne hat diese Tatsache aber eindeutig verändert.
Zudem hatten wir auf der Baustelle nicht nur die Grundrisspläne des Architekten, sondern noch zwei weitere Detailpläne. Bei Unklarheiten helfen diese oft weiter, weil sie andere Informationen enthalten. Allerdings sollten die Pläne dafür identisch sein. Bei meinem Praktikum war dies leider nicht der Fall und die Massangaben für die Türen waren überall unterschiedlich. Die bereits montierten Türen mussten wir deshalb ein zweites Mal positionieren.
In der zweiten Woche durften wir weitere Wände erstellen und beplanken. Wir starteten damit, U-Profile am Boden und an der Decke zu befestigen. Die restlichen Profile schnitten wir zu und stellten sie provisorisch in die Schienen.
Danach erstellten wir Ständer und befestigten wo nötig Brücken. Am letzten Praktikumstag konnten wir die Wände schlussendlich ausdämmen und beplanken. Das war natürlich cool, denn so verfolgte ich den Arbeitsschritt von Beginn fast bis zum Schluss.
Ein Praktikum ist eine grossartige Chance, einen Beruf in der Praxis näher kennenzulernen. Der dadurch gewonnene Einblick ist in jedem Sinne hilfreich.
Dank der Möglichkeiten bei Rapp konnte ich in meinen vier Lehrjahren bereits folgende Berufe mit einem Praktikum kennenlernen: Vermesser, Baumeister, Schreiner und Gipser. Alles Ausführungsberufe, welche wir normalerweise nur in der Plansprache sehen. Beim Arbeiten auf dem Bau lernte ich die Ausführungsseite viel besser kennen und sehe Probleme auf der Seite der Planung und auf der Seite der Ausführung. So lerne ich für das richtige Leben.