Ansätze und Good Practice-Beispiele
Innovative Ansätze zur flächeneffizienten Logistik. Unsere Best Practice Beispiele zeigen, wie Unternehmen ihre Lager- und Transportflächen optimal nutzen, um Kosten zu senken und die Nachhaltigkeit zu steigern.
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Logistikstandort Planzer Transport AG in Pratteln
- Multifunktionaler Standort mit zwei mehrstöckigen Logistikgebäuden inkl. Bahnanschluss dazwischen
- Nutzungen: Pharma Cross Docking, Hochregallager und Paketservice
F1: Mehrgeschossigkeit
Bei diesem Ansatz der Flächeneffizienz steht die Nutzung der dritten Dimension der Anlagen (in die Höhe oder Tiefe) im Fokus. So werden Logistikfunktionen (Lager, Umschlag etc.) nicht nur im Erdgeschoss, sondern in einem oder mehreren Geschossen ausgeführt oder Flächen für andere Nutzungen geschaffen. Damit kann die Flächeneffizienz von Logistikimmobilien gesteigert und insbesondere der Flächenknappheit in urbanen Räumen begegnet werden.
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Projekt «Les Amarres» von Sogaris am Hafen von Austerlitz in Paris (geplante Fertigstellung 2026):
- Ehemaliger Gemischtwarenladen wird erweitert und zu Standort für städtische Flusslogistik
- Rest: Wirtschaftliche Nutzungen (Coworking, Restaurants) und Flächen für Kultur- und Eventprogramme und soziale Dienste
F2: Mischnutzung (auch logistikfremd)
Bei diesem Flächeneffizienzansatz stehen Teilflächen des Gebäudes nicht nur für Logistikfunktionen, sondern auch für logistikfremde Nutzungen zur Verfügung. Insbesondere die Obergeschosse können so besser ausgelastet werden. Mischnutzungen bieten zudem oft eine attraktivere Rendite und können in zentralen Lagen zu einem urbanen Nutzungsmix beitragen.
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Engrosmarkt Zürich West:
- Grösster Frischmarkt der Schweiz und Hauptumschlagsplatz für Naturprodukte
- 60 Anbieter auf 6300 m2 Verkaufsfläche
- 5 600 m2 Lager- und Kühlräume für die Lebensmittel
- Logistikfläche für 600 Fahrzeuge
F3: Mehrfachnutzung (multi-user)
Bei diesem Ansatz der Flächeneffizienz werden Einrichtungen für Logistikfunktionen von verschiedenen Nutzern räumlich getrennt oder zu unterschiedlichen Zeiten verwendet. Flächen können auch unternehmensübergreifend genutzt werden. So lassen sich Synergieeffekte nutzen, um bestehende Infrastrukturen für Unternehmen mit identischen Anforderungen besser auszulasten.
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Swissmill Getreidesilo Zürich (Einweihung der Erweiterung 2016):
- Erweiterung des bestehenden Getreidesilos aufgrund Schliessung des Silo Basel
- Herausforderung: Bau- und Zonenordnung der Stadt Zürich lässt in der Hochhauszone III keine Gebäude über 40 m Höhe zu
- Realisierung der Erweiterung über einen Gestaltungsplan (Aufstockung von 40m auf 120m)
F4: Anpassung Regulierung
Bei diesem Ansatz der Flächeneffizienz führen Anpassungen in der Bau- und Zonenordnung oder im Planungs- und Baugesetz zu einer Erhöhung der Ausnützungsziffer – dem Verhältnis zwischen Bruttogeschossfläche und Parzellengrösse. Dadurch können Gebäudehöhen und Überbauungsgrade zunehmen und Grenzabstände abnehmen. Damit tragen die regulatorischen Verbesserungen zu einer verstärkten Verdichtung bei. Alternativ können über einen Gestaltungsplan Nutzungserleichtungen umgesetzt werden, welche die Flächeneffizienz erhöhen.
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Tiefkühlcenter WUZ Ost (Ice Cube) von Pistor in Rothenburg (Inbetriebnahme 2013):
- Energie- und flächeneffizientes Tiefkühl-Hochregallager (30m hoch, 160m lang) mit 5'000 Lager- und 76'000 Tablarplätzen
- Vollautomatisiertes Lager mit geringerem Personaleinsatz und lückenloser Kühlkette (Kapazität durch Ausbau erhöht)
F5: Automatisierung
Bei diesem Ansatz der Flächeneffizienz kann durch die Automatisierung von Sortierprozessen in einer Anlage Fläche für Logistikfunktionen eingespart bzw. der Durchsatz pro Fläche insgesamt erhöht werden. Auf einer kleineren Fläche kann somit eine vergleichbare Produktivität durch einen effizienteren Warenfluss gewährleistet werden.
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Zufluss-Steuerung Messe Basel (seit 2011):
- Gelände mitten im Siedlungsgebiet von Kleinbasel (vielfältige Nutzungsansprüche durch Verkehr)
- Web-Logistiktool zur Buchung der Zufahrtszeit zur Messe mit vorgelagertem Checkpoint
F6: Zeitliche Zufluss-Steuerung
Ziel dieses Ansatzes zur Flächeneffizienz ist es, den Flächenverbrauch durch die zeitliche Steuerung und Verteilung von Transporten zu reduzieren. Der Flächenverbrauch für den Be- und Entlad in der Spitze wird gesenkt und über den Tag geglättet. Bei Zufahrtsstrecken innerhalb dicht besiedelter Gebiete sollen dadurch zusätzlich die Nachfragespitzen im Verkehr gebrochen werden. Dazu muss die Zufahrtszeit zum Areal im Voraus gebucht werden.
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Genève La Praille (Einzelwagenladungs- und Stückgutverkehr):
- Sortierung für die Annahme, das Sortieren, die Bildung und den Versand von Zügen im KV-Terminal mit mobilen Umschlaggeräten
- Cargo-Drehscheibe von Planzer mit Umschlagsmöglichkeit Bahn-LKW
- Beide Infrastrukturen befinden sich auf demselben Gelände und haben dieselbe Einfahrt
F7: Multifunktionalität
Dieser Ansatz der Flächeneffizienz kombiniert Infrastrukturzugänge und reduziert so den Flächenverbrauch. Bei der Bahn können sich z.B. mehrere Umschlaganlagen einen Annahmebahnhof teilen, um dessen Auslastung zu erhöhen. Dies hat zudem auch energetische Vorteile.
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Logistikcenter Pistor Chavornay (Inbetriebnahme 2008)
- Verteilzentrale für Logistik von Pistor mit Bahnanschluss
- Bedienung des Standorts in der Westschweiz ab dem Pistor-Zentrallager in Rothenburg mit gebündelter Belieferung über die Bahn oder in maximal ausgenutzten Strassenfahrzeugen.
E1: Bündelung von Transporten in der Bedienung eines Logistikstandorts
Bei diesem Energieeffizienz-Ansatz geht es darum, verschiedene Ziele und Kunden bei der Bedienung einer Region zu bündeln. Dies kann durch regionale Verteilzentren oder kombinierte Transportlösungen erreicht werden, indem die Standorte mit grossen Verkehrsmitteln bedient werden und erst von dort aus die Feinverteilung mit kleineren Transportmitteln erfolgt.
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Cargodrehscheibe Bern Weyermannshaus der CDS Cargo Domizil AG:
- Nutzung Bahn für Nachtsprungtransporte zwischen regionalen Bahnzentren mit EWLV-System und Angebot von Vor- und Nachlauf
- Täglicher Verlad von 1300 Sendungen in 40 Bahnwagen (im Schnitt)
E2: Verlagerung / Nutzung der Bahn
Ziel dieses Energieeffizienz-Ansatzes ist es, den Schienengüterverkehr als energieeffiziente und umweltfreundliche Alternative zum Strassentransport zu nutzen, wenn Güter gebündelt zwischen zwei Standorten transportiert werden sollen.
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Minihub Hannover Innenstadt
- Stationärer Micro-Hub in Hannovers Innenstadt befindet sich neben dem Parkhaus in Hallenbau (Fläche 70m2)
- Bündelung des Lieferverkehr in der Innenstadt über neutralen Anbieter. Im HUB werden Warensendungen gesammelt, nach Zieladresse sortiert und umgeladen. Die Letzte Meile bis zum Kunden übernehmen dann CO2-freie Cargobikes der Firma TRETWERK.
- Nachhaltige, geräuscharme und CO2-freie Zustellung mit E-Cargobikes
- Betrieb durch Immobiliendienstleister und Stadt-Logistiker Tretwerk
E3: Bündelung von Transporten in der Bedienung des urbanen Raums / Feinverteilung (Kurzform: Bündelung in der Feinverteilung)
Bei diesem Energieeffizienzansatz geht es darum, die Tourauslastung in der Feinverteilung zu verbessern und dadurch Fahrleistungen einzusparen. Dies kann durch die Nutzung grösserer Fahrzeuge oder durch ein nachgelagertes Hub-System (analog zur Bündelung in der Bedienung eines Logistikstandorts) erfolgen.
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Kurierzentrale Basel GmbH (seit 1989)
- Sammlung und Zwischenlagerung von Sendungen am City-Hub (Basel Wolf) für Logistikpartner oder Versandkunden
- Zustellung auf der letzten Meile per Lastenvelo, optimiert durch Routenplanungssoftware
- Verschiedene Liefergeschwindigkeiten (Standard, Superschnell, Economy)
- Verschiedene Cargo Bikes im Einsatz (Cargo Velo, City Cruiser)
- Günstige Lagerflächen für Kurierbetriebe durch Unterstützung Kanton BS, HKBB und SBB
E4: Nutzung Cargobike
Im Rahmen dieses Energieeffizienzansatzes sollen umweltfreundliche Cargobikes auf der letzten Meile in dicht besiedelten Gebieten genutzt werden. Diese benötigen einen zentalen, gut erreichbaren Hub. So können dem gestiegenen städtischen Liefervolumen und regulatorischen Hürden in Form fester Anlieferzeiten und Zufahrtsbeschränkungen für Liefer- und Lastwagen Rechnung getragen werden. Gleichzeitig ist die Feinverteilung mit Kleinfahrzeugen wie Cargobikes energiesparender, als mit Lieferwagen.
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Post-Belieferung in Zürich und Bern nur mit Elektrofahrzeugen (seit Februar 2023):
- Ausschliesslicher Einsatz von elektrischen Rollern und Lieferwagen in den Städten Zürich und Bern (568 Fahrzeuge)
- Ziel: Ab 2030 Umrüstung der gesamten Zustellflotte (10’500 Fahrzeuge) der Post zu elektrischen oder anderen umweltfreundlichen Antriebstechniken
E5: Elektrifizierung
Bei diesem Energieeffizienz-Ansatz wird der Güterverkehr eines Logistikstandortes mit Elektrofahrzeugen durchgeführt. Dadurch können insbesondere in Wohngebieten Lärm und Emissionen reduziert werden, gleichzeitig sind Elektrofahrzeuge energieeffizienter als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.
FELOG ist ein KOMO-Projekt - gefördert von Energie Schweiz und dem BAFU