Erfolgsfaktoren für die Umsetzung
Im Rahmen des Projektes wurden Erfolgsfaktoren und Hemmnisse für die Umsetzung von Ansätzen für flächen- und energieeffiziente Logistikstandorte in den Demonstrationsprojekten und in einem Stakeholder Sounding Board identifiziert und diskutiert (siehe Projektbeschrieb).
Hermmnisse und Erfolgsfaktoren sind je nach Formulierung meist austauschbar. Deshalb wird hier auf eine positive Formulierung mit Erfolgsfaktoren fokussiert. So können kritische und gleichzeitig stark fördernde Aspekte bei der Umsetzung erkannt und Massnahmen z.B. zur Anpassung der Rahmenbedingungen, gezielt formuliert werden. Jede Massnahme baut somit in irgendeiner Form auf einem Erfolgsfaktor auf.
Die Erfolgsfaktoren sind teilweise abhängig von den einzelnen FELOG-Ansätzen. Im Folgenden wird daher eine Synthese der Erfolgsfaktoren getrennt nach Flächen- und Energieeffizienz dargestellt. Wo relevant, wird auf die einzelnen Ansätze verwiesen.
Synthese der Erfolgsfaktoren zu Flächeneffizienz
Erfolgsfaktoren für die Steigerung der Flächeneffizienz von Logistikstandorten (mit Klick vergrössern)
Wichtige übergeordnete Voraussetzungen sind ein hoher Handlungsdruck, der in der Schweiz durch die raumplanerischen Bestrebungen zum haushälterischen Umgang mit dem Boden und die grosse Flächenknappheit gegeben ist. Dies gilt insbesondere für urbane Räume, die neben einer hohen Nutzungsvielfalt und -dichte auch durch starke Nutzungskonkurrenz gekennzeichnet sind. Eine weitere Voraussetzung ist die Bereitschaft der Gemeinden, den für eine effiziente Logistik notwendigen Güterverkehr in der Stadt zuzulassen und Logistik als wichtigen Standortfaktor für die Wirtschaft zu fördern oder zumindest anzuerkennen. Dies gilt insbesondere auch für die Anpassung von Regelwerken zur Erleichterung flächeneffizienten Bauens. Regulatorische Rahmenbedingungen für den Lieferverkehr begünstigen die Umsetzung flächeneffizienter Ansätze, müssen aber rechtlich möglich und akzeptiert sein. Zudem muss der jeweilige Logistikstandort in das Logistiknetzwerk des Unternehmens passen (z.B. bei Mehrfachnutzung von Logistikflächen).
Hinsichtlich Standorteigenschaften ist die Umsetzung flächeneffizenter Ansätze nur bei Flächen sinnvoll, welche die Standortanforderungen für Logistiknutzungen gut erfüllen (mehrgeschossige Nutzungen, Mehrfachnutzungen, multifunktionale Bahnanlagen). Bei einem Gleisanschluss oder multifunktionalen Anlagen ist das Vorhandensein von Bahnanlagen (z.B. Annahmebahnhof) zentral, die idealerweise erweiterbar sind, um zusätzliche Verkehre abwickeln zu können. Insbesondere bei Mischnutzungen ist ergänzend eine hohe Standortquailität für Drittnutzungen eine wichtige Voraussetzung. Das Erreichen einer nutzungsbezogenen Genehmigungsfähigkeit ist für verschiedene Ansätze von Bedeutung.
Für eine optimale Ausgestaltung des Logistikstandortes und des Betriebs sind eine hohe Ausnutzung und Gebäudehöhen notwendig, um Mehrgeschossigkeit und Mischnutzungen zu ermöglichen. Bestehende Baumassenziffern oder auch maximale Gebäudehöhen in Zonenvorschriften erschweren oft eine Steigerung der Flächeneffizienz. Bei Misch- und Mehrfachnutzungen ist auf Synergien und Verträglichkeit im Betrieb zu achten. Eine Zuflusssteuerung mit Reduktion der benötigten Verlade- und Abstellflächen erfordert entsprechende Pufferflächen ausserhalb des Logistikstandortes. Mischnutzungen erfordern in der Regel separate Vertikalerschliessungen für einen konfliktarmen Betrieb.
Hinsichtlich Trägerschaft und Zusammenarbeit sind insbesondere bei Misch- und Mehrfachnutzungen die massgeblichen Treiber solcher Lösungen entscheidend, die sich dafür einsetzen und geeignete Eigentümer- und Kooperationsstrukturen schaffen (auch zur Erreichung von Multifunktionalität). Grundeigentümer von Flächen, die für Logistiknutzungen geeignet sind, sollten offen sein für die Kombination von Logistiknutzungen mit anderen Nutzungen. Flächeneffiziente Ansätze erfordern auch Offenheit für innovative Lösungen, z.B. für die Vertikalförderung von Waren zwischen Geschossen, mehrgeschossige Sortier- und Lagersysteme oder Zuflusssteuerungen. Misch- und Mehrfachnutzungen erfordern entsprechende Betriebskonzepte, die vorausschauend geplant werden und die unterschiedlichen Interessen berücksichtigen. Der frühzeitige Einbezug von Drittnutzern ist bei Mischnutzungen erfolgversprechend, bei Mehrfachnutzungen sogar zwingend.
Flächeneffiziente Logistiknutzungen (und auch Mischnutzungen) führen in der Regel zu einem höheren Verkehrsaufkommen und lokal zu höheren Umweltbelastungen. Hinsichtlich Auswirkungen auf die Umgebung muss die Genehmigungsfähigkeit aus verkehrlicher, nutzungsplanerischer und umweltfachlicher Sicht bzw. erreichbar sein (betrifft somit alle Ansätze der Flächeneffizienz).
Letztlich muss auch die Wirtschaftlichkeit gegeben und der Logistikstandort finanzierbar sein. Mehrkosten durch Mehrgeschossigkeit, Mischnutzungen, Mehrfachnutzungen müssen durch geringere Grundstückkosten (aufgrund geringerer Fläche), Mehrerträge durch Logistik- und Mischnutzungen sowie betriebliche Synergien kompensiert werden können. Bei Mischnutzungen sind ertragsstarke Drittnutzungen erforderlich.
Synthese der Erfolgsfaktoren zur Energieeffizienz
Erfolgsfaktoren für die Steigerung der Energieeffizienz von Logistikstandorten (mit Klick vergrössern)
Wichtige übergeordnete Voraussetzungen sind ein hoher Handlungsdruck aufgrund hoher Transportkosten in der Feinverteilung (Ansatz der Transportbündelung), eine ausreichende Verfügbarkeit vonÖkostrom für E-Fahrzeuge (Elektrifizierung von Lieferwagen, LKW, Kleinfahrzeuge), eine geeignete Einbindung der Logistikstandorte in die Logistiknetzwerke der Unternehmen sowie die Sicherstellung einer betriebseigenen oder bestenfalls unternehmensübergreifenden IT-Vernetzung. Diese beiden Voraussetzungen sind insbesondere für die inner- und überbetriebliche Bündelung von Warentransporten von Bedeutung.
Bei den Standorteigenschaften sind die Flächenverfügbarkeit und eine hohe Standortqualität für Logistiknutzungen mit guter Strassen- und Schienenanbindung wichtige Voraussetzungen für die Bündelung in der Bedienung und Feinverteilung, die Verlagerung auf die Schiene und die Verlagerung auf Cargo Bikes. Bündelung geht immer mit relativ grossen Warenflüssen einher, die entsprechende Kapazitäten an den Standorten erfordern. Auch ein hohes Aufkommenspotenzial im Nahbereich des Logistikstandortes ist ein zentraler Erfolgsfaktor. Für die Verlagerung auf die Schiene sind bestehende Annahmebahnhöfe mit Stammgleisen und eine ausreichende Trassenverfügbarkeit elementar. Neue Güterbahnhöfe oder Trassenkapazitäten können nicht sofort geschaffen werden. Bestehende Anlagen sollten bestmöglich genutzt werden. Für die Feinverteilung mit Cargo Bikes ist ein gutes Radverkehrsnetz mit möglichst direkten und sicheren Verbindungen sowie ausreichende Kapazitäten erforderlich. Eine Lage des Logistikstandortes innerhalb des Staugürtels begünstigt insbesondere die Nutzung der Schiene und ermöglicht eine Feinverteilung von innen nach aussen.
Bei der Gestaltung des Logistikstandortes und deren Betrieb ist eine ausreichende Stromversorgung eine zentrale Voraussetzung für die Elektrifizierung, da das schnelle Laden von Liefer- und Lastwagen sowie Kleinfahrzeugen hohe Leistungen und Strommengen erfordern. Heute ist die Stromverteilung oft nicht ausreichend und das Problem wird sich in Zukunft noch verschärfen. Darüber hinaus müssen die Verlade- und Umschlaganlagen in der Lage sein, unterschiedliche Fahrzeugtypen (Lastwagen, Lieferwagen, Kleinfahrzeuge) abzufertigen. Auf der Bahnseite müssen Waggons mit unterschiedlichen Gütern und auch Container abgefertigt werden können. Die Grundstücke der Logistikstandorte müssen von ihrer Form und Grösse her ausreichend Platz für Umschlaganlagen bieten. Sollen an den Logistikstandorten Stückgut und KEP-Produkte verladen werden, sind diskriminierungsfreie und anbieteroffene Nutzungsmodelle anzustreben.
Hinsichtlich Trägerschaft und Kooperation ist eine gute Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung (inkl. Elektrizitätsunternehmen) und den Logistikdienstleistern wichtig, um die Voraussetzungen für die Elektrifizierung und Verlagerung zu schaffen (z.B. hinsichtlich Energieversorgung, Verkehrserschliessung). Für eine unternehmensübergreifende Zusammenarbeit ist eine Kooperationsbereitschaft zwischen verschiedenen Logistik- und Transportdienstleistern sowie ggf. unabhängigen und neutralen Betreibergesellschaften förderlich. dazu gehören auch klare Regelungen zu Haftungsfragen. Für die Erschliessung von Bündelungspotenzialen ist auch eine gewisse Transparenz über Mengen und Relationen erforderlich.
Durch die Bündelung und Verlagerung von Warentransporten ergeben sich Auswirkungen auf die Umgebung mit lokal erhöhtem Verkehrsaufkommen und lokal stärkeren Umweltbelastungen. Die Einhaltung der Grenzwerte muss daher - ggf. durch Massnahmen - sichergestellt werden. Zudem sind ausreichende Strassen- und Schienenkapazitäten erforderlich. Kommunale Anreize und Vorgaben zur Minimierung von Fahrten können Verlagerungs- und Bündelungsansätze unterstützen.
Letztlich muss auch die Wirtschaftlichkeit gegeben sein. Die Mehrkosten der Elektrifizierung und der Bahnerschliessung sowie die Transaktionskosten der Bündelung müssen durch Mehrerträge und Synergien der Bündelung und Verlagerung kompensiert werden können. Die regulatorischen Rahmenbedingungen sollten die Elektrifizierung unterstützen. Eine günstige Stromversorgung (insbesondere Netznutzung, Energiebeschaffung etc.) fördert ebenfalls die Elektrifizierung.