Schlussfolgerungen und Empfehlungen
Ziel des Projektes FELOG war es, innovative flächen- und energieeffiziente Ansätze für Logistikstandorte zu identifizieren, in konkreten Anwendungsfällen zu demonstrieren und deren Wirkungspotenziale hinsichtlich Flächenverbrauch, Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen aufzuzeigen sowie die Umsetzung der FELOG-Ansätze anzustossen und zu unterstützen.
Allgemeine Schlussfolgerungen
Aus den Projektergebnissen lassen sich folgende Schlussfolgerungen ableiten:
- Im In- und Ausland gibt es bereits gute Beispiele für flächen- und energieeffiziente Logistikstandorte, an denen sich die Akteure bei der Planung neuer oder der Erweiterung bestehender Logistikstandorte orientieren können. Bestehende Bedenken hinsichtlich technischer Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit können so reduziert oder sogar ausgeräumt werden. Dabei sind natürlich die lokalen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen.
- Um die technische, organisatorische und wirtschaftliche Machbarkeit zu erreichen, müssen mögliche Hemmnisse und Erfolgsfaktoren für die Umsetzung berücksichtigt werden. Insbesondere der wirtschaftlichen Ausgestaltung der Lösungen ist die notwendige Aufmerksamkeit zu widmen.
- Im Rahmen der Demonstrationsprojekte ist bereits eine direkte Umsetzung erfolgt (z.B. Rümlang, Zermatt) oder die Lösungsansätze sind in die weitere Planung eingeflossen (z.B. Bern und Basel). Auch in zahlreichen kantonalen Güterverkehrskonzepten (z.B. Bern, Luzern, Thurgau, St. Gallen) sowie in städtischen Güterverkehrskonzepten (z.B. Basel, Zürich) hat die Thematik der Flächen- und Energieeffizienz von Logistikstandorten bereits Eingang gefunden.
- Die aufgezeigten und im Rahmen von Good-Practice-Beispielen und Demonstrationsprojekten konkretisierten FELOG-Ansätze zeigen, dass diese einen substanziellen Beitrag zur Reduktion des Flächen- und Energieverbrauchs sowie der Treibhausgasemissionen leisten können. Allein durch die konsequente Umsetzung von mehrgeschossigen Logistikgebäuden können bis 2050 57 % der zusätzlich benötigten Logistikfläche eingespart werden. Der heutige Energieverbrauch könnte bei weitgehender Ausschöpfung aller Energieeffizienzansätze um 38% reduziert werden. Die gleichzeitige Reduktion fossiler Kraftstoffe spart 11% der gesamten CO2-Emissionen des Verkehrs ein. Der Löwenanteil entfällt dabei auf die Nutzung der Schiene und die Elektrifizierung der Fahrzeugflotte. Zusätzlich können negative Umweltwirkungen wie Luftschadstoff- und Lärmemissionen reduziert werden.
- Unterstützungsmassnahmen sind geeignet, um die Umsetzung der FELOG-Ansätze zu beschleunigen und zu verbessern. Dazu werden rund 30 Massnahmen in 5 Stossrichtungen vorgeschlagen, welche die Rahmenbedingungen für die Umsetzung der FELOG-Ansätze in der Schweiz wesentlich verbessern. Dabei geht es nicht darum, neue Instrumente zu schaffen, sondern die bestehenden Instrumente auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene zu nutzen und wo nötig anzupassen.
Nutzen für die Akteure
Aus der Umsetzung des FELOG-Ansatzes ergeben sich somit folgende Nutzen für die Akteure der öffentlichen Hand:
- Reduzierung des Siedlungsflächenverbrauchs
- Reduzierung des Energieverbrauchs
- Reduktion von Treibhausgasemissionen
- Reduktion weiterer negativer Umweltwirkungen (Lärm, Luftschadstoffe etc.)
- Höhere Steuereinnahmen aus Logistiknutzungen
- Konzentration der Nutzungen auf geeignete Flächen (mit weniger Konflikten)
Für die Akteure der Logistik- und Transportwirtschaft ergeben sich durch die Umsetzung der FELOG-Ansätze folgende Nutzen:
- Erweiterungsmöglichkeiten bei bestehenden Flächenengpässen
- Bessere Nutzung der vorhandenen Flächen (mehr Durchsatz pro m2, mehr Umsatz pro m2, etc.)
- Minimierung der Grundstückskosten
- Höhere Wertschöpfung logistischer Nutzungen
- Höhere Akzeptanz von Logistiknutzungen in den Standortgemeinden
- Nutzung von Skaleneffekten zur Kostenreduktion
- Grössere Unabhängigkeit von Treibstoffpreisen
- Imageverbesserung der Logistik- und Transportbranche
Die Beiträge der FELOG-Ansätze an die Strategien des Bundes können wie folgt beziffert werden:
Strategien des Bundes | Beitrag Umsetzung FELOG-Ansatz | |
Haushälterischer Umgang mit dem Boden/ Nutzungsverdichtung in Siedlungsgebieten (RPG, Sachplan Verkehr) | Qualitätvolle Siedlungsentwicklung nach Innen und haushälterische Nutzung des Bodens (RPG Art. 1, Sachplan Verkehr) |
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Reduktion des Energieverbrauch, insbesondere des Verbrauchs fossiler Energieträger (Energiestrategie des Bundes 2050) | Verringerung des Energieverbrauchs für Mobilität von 236 PJ im Jahr 2019 auf 133 PJ im Jahr 2050 (Szenario ZERO Basis, Energieperspektiven 2050+). |
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Reduktion der Treibhausgasemissionen (Klimastrategie des Bundes aus dem Jahr 2021) | Reduktion des CO2-Ausstosses im Sektor Verkehr von 13.87 Mio. t CO2-eq im Jahr 2021 auf 0 t CO2-eq im Jahr 2050 (Energieperspektiven 2050+, Klimastrategie Schweiz) |
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Reduktion weiterer Umweltbelastungen und Erhöhung Verkehrssicherheit |
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Beitrag zur Nachhaltigkeit
Die Umsetzung der FELOG-Ansätze leistet auch einen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen der UNO (Sustainable Development Goals, SDGs). Da auch die Schweiz die UNO-Charta unterzeichnet hat, ist sie aufgefordert, die Ziele auf nationaler Ebene umzusetzen.
Im Folgenden werden die wichtigsten betroffenen Nachhaltigkeitsziele und die Beiträge von flächen- und energieeffizienten Logistikstandorten zu den Unterzielen aufgezeigt.
Beitrag FELOG zu Teilzielen gemäss SNBS Infrastruktur3 (Teilziele mit wesentlichen Beiträgen)
Gesundheit und Wohlergehen
U 2.2.1: Luftschadstoffe und Gerüche: Reduktion der Belastung durch Luftschadstoffe und Gerüche
U 2.2.2 Lärm und Erschütterungen: Reduktion der Belastung durch Lärm und Erschütterungen
Industrie Innovation und Infrastruktur
W 2.3.1 Vorhandene Infrastrukturen: Effektive und langandauernde Nutzung von vorhandenen Infrastrukturen
W 2.3.2 Multifunktionale oder gemeinsame Nutzung der Infrastruktur: Förderung der multifunktionalen oder gemeinsamen Nutzung von bestehenden und zukünftigen Infrastrukturen
Nachhaltige Städte und Gemeinden
U 1.1.1 Minimierung des Energieverbrauchs
G 1.1.1 Raumplanung: Abstimmung es Projekts auf die raumplanerischen Voraussetzungen
G 2.4.1 Grundversorgung und Suffizienz: Wahrung der Grundversorgung und Förderung der Suffizienz
Verantwortungsvoller Konsum und Produktion
U1.2.1: Effiziente Flächennutzung: Flächenbedarf minimieren und prioritäre Nutzung brachliegender Flächen innerhalb Siedlungs- und Industriezonen zur Wiedereingliederung in den Wirtschafts- und Naturkreislauf
U1.2.2: Schonender Umgang mit Boden: Permanente sowie temporäre Beanspruchung und Beeinträchtigung des Bodens minimieren
Massnahmen zum Klimaschutz
U 2.1.1 Emissionen: Minimierung der Emissionen von klimabeeinflussenden Stoffen
Empfehlungen
Aus den Erkenntnissen des Projekts lassen sich folgende Empfehlungen ableiten:
Bund, Kantone und Gemeinden
- Die Anforderungen an einen haushälterischen Umgang mit dem Boden erhöhen den Druck auf Kantone und Gemeinden, die raumplanerischen Rahmenbedingungen so zu verbessern, dass verdichtete und durchmischte Nutzungen auch bei industriellen und gewerblichen Nutzungen - wie der Logistik - gefördert werden. Die öffentliche Hand muss auch dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierung und Minimierung des Energieverbrauchs gegeben sind.
- Bund, Kantone und Gemeinden (inkl. Gebietskörperschaften) sollen das Thema Flächen- und Energieeffizienz verstärkt in ihre Aktivitäten einbeziehen. Die Verdichtungsbestrebungen sind auf Logistiknutzungen sowie auf gewerbliche und industrielle Nutzungen auszudehnen.
- Bund, Kantone und Gemeinden (inkl. Gebietskörperschaften) sollen die in ihrem Einflussbereich liegenden Rahmenbedingungen und Instrumente verbessern, damit die FELOG-Ansätze einfacher und effizienter umgesetzt werden können.
- Bund, Kantone und Gemeinden sollen die in ihrem Zuständigkeitsbereich liegenden Massnahmen angehen und dabei mit den wirksamsten und am einfachsten umsetzbaren Massnahmen beginnen.
Wirtschaft (Logistik- und Transportdienstleister sowie Verlader mit Logistiknutzungen)
- Der Druck auf Logistik- und Transportdienstleister sowie Verlader mit Logistiknutzungen, flächen- und energieeffizientere Logistikstandorte zu entwickeln und umzusetzen, steigt.
- Neben der CO2-Thematik und der Elektrifizierung sollten Verbände und Unternehmen die Flächenthematik als Nachhaltigkeitsfaktor stärker in ihre Aktivitäten einbeziehen. Gerade auf lokaler Ebene, wo oft Widerstände gegen Logistik bestehen, ist dies für die Menschen teilweise noch greifbarer und kann sich positiv auf das Image auswirken.
- Bei der Planung von Erweiterungen bestehender und neuer Logistikstandorte bzw. -nutzungen sollten Unternehmen flächen- und energieeffiziente Ansätze berücksichtigen und systematisch prüfen. Die Planungen sollten offen für technische und organisatorische Innovationen angegangen und Best Practices einbezogen werden.
- Verbände und Unternehmen sollten die in ihrem Verantwortungsbereich liegenden Massnahmen angehen und dabei mit den wirksamsten und am einfachsten umzusetzenden Massnahmen beginnen.
Quellenhinweise
1 Industrie- und Gewerbeareale: 25 597 ha (BFS Arealstatistik 2013-2018, 2023)
2 Eigene Berechnung der Logistikgrundstücksfläche aus Gebäudegrundfläche/BGF und Flächenbedarf pro Beschäftigtem in der Logistik
3 Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz: SNBS 1.0 Infrastruktur, KRITERIENBESCHRIEB, Bereiche Mobilität/Transport, Energie, Wasser, Kommunikation, Schutzinfrastruktur