Unsere Infrastruktursysteme – eine Dauerbaustelle
Die technische Infrastruktur bildet den unverzichtbaren Unterbau unserer Gesellschaft und Wirtschaft. Sie muss laufend unterhalten und an neue Anforderungen angepasst werden. Leistet sie auch in Zukunft noch was wir brauchen?
Städte und Gemeinden bewirtschaften ein alterndes Infrastrukturportfolio im Wert von über 300 Milliarden Franken. Die Infrastruktur muss dabei nicht nur betrieben und unterhalten werden. Veränderte gesellschaftliche Wertvorstellungen, neue Technologien, Standortentwicklungen, die anhaltende Zuwanderung in urbane Gebiete, änderndes Mobilitätsverhalten und der globale Wettbewerb schaffen neue Bedürfnisse. Entsprechend fordern Gesellschaft und Wirtschaft auch immer wieder zusätzliche Infrastrukturanlagen.
Fakten zur Technischen Infrastruktur in der Schweiz
Einen ersten Eindruck zur Bedeutung der Schweizer Infrastruktur vermitteln die folgenden Angaben zur Grösse der verschiedenen Infrastruktursysteme (Quelle: NFP 54-Fokusstudie «Was kostet das Bauwerk Schweiz in Zukunft – und wer bezahlt dafür?»)
71'394 km
Strassennetz, davon
1'766 km Nationalstrassen
18'122 km Kantonsstrassen
51'506 km Gemeindestrassen
5'148 km
Schienennetz total, davon
3'011 km SBB
452 km
Tramgleise
888 km
Fernwärmeleitungen
41'300 km
Leitungsnetz Trinkwasser mit
1'000 Reservoiren
650 Pumpwerken
43'000 km
Gemeindekanalisationsnetz mit
759 ARA (> 500 Einwohner)
2'159 km
Hochdruckleitungen Gas
76'000 km
Freileitungsnetz
Steigende Ansprüche an die Infrastruktur
Die aktuellen Einflussfaktoren sind im Vergleich zur Entwicklung der letzten Jahrzehnte eine Herausforderung:
- Klimawandel: Der Investitionsbedarf in Schutzbauten dürfte weiter zunehmen. Auch die Kapazitäten von Wasserversorgung und Siedlungsentwässerung sind betroffen.
- Verdichtung: In Ballungsgebieten wird von den Infrastrukturen mehr Kapazität verlangt.
- Neue Mobilitätsformen: Verbunden mit der Entwicklung zu selbstfahrenden Fahrzeugen ergeben sich für die Strasseninfrastruktur neue zusätzliche Anforderungen.
- Digitalisierung: In einer Smart City sind die kommunalen Infrastrukturen Träger zahlreicher Sensoren zur Echtzeitmessung für verschiedene Applikationen.
Für die Sparten Wasserversorgung, Siedlungsentwässerung und Abfallwirtschaft ist die Finanzierung der Instandhaltung normalerweise gesichert. Der Strassenunterhalt hingegen unterliegt dem ordentlichen Budgetprozess, was die Koordination spartenübergreifender Projekte erschwert. Zudem erhöhen die beschränkten Mittel der öffentlichen Hand den Kostendruck und bedingen eine Effizienzsteigerung. Die Infrastrukturentwicklung steht dabei in Konkurrenz zu anderen, ebenso wichtigen Aufgaben, wie Gesundheitswesen, Altersvorsorge oder Bildung.
Vernetzte Infrastruktursysteme
Technische Infrastruktursysteme können nicht isoliert betrachtet werden, denn sie sind eng vernetzt und damit stark voneinander abhängig. Die Erweiterung des Bahn- und Strassennetzes etwa führt zwangsläufig zu einem zusätzlichen Bedarf an Schutzbauten gegen Lärm und Naturgefahren. Bessere Verbindungen auf Strasse und Schiene treiben die Zersiedelung voran mit entsprechend teuren Energie- sowie Ver- und Entsorgungssystemen. Diese hohe Vernetzung der verschiedenen Systeme spielt bei der Planung, dem Bau und der Finanzierung von Erweiterungen oder von neuen Infrastrukturen eine zentrale Rolle.
Die prognostizierten jährlichen Aufwendungen für die Erhaltung und Erweiterung der technischen Infrastruktur für den Zeitraum 2010 bis 2030 belaufen sich auf 31,5 Milliarden Franken (5,8% des BIP – Preisbasis 2008)
Herausfordernde Erhaltungs- und Erweiterungsprojekte
Der Handlungsbedarf bei zahlreichen Bauwerken, die vor Jahrzehnten entstanden sind, ist gross. Sie wieder Instand zu setzen und auf den neuesten Stand der Technik zu bringen ist in den meisten Fällen nur unter Betrieb möglich. Oftmals erschweren beengte Platzverhältnisse den Zugang, die Arbeit gleicht dann einer Operation am offenen Herzen. Gleichzeitig führen Öffentlichkeit und Politik epische Debatten über Netzzustand und Häufung von Störungen. Und vor dem Hintergrund der beschränkten Mittel der öffentlichen Hand sind hohe Qualität zu minimalen Kosten und festgelegten Terminen gefordert.
Was heisst das für die Planung?
Das Nationale Forschungsprogramm 54 «Nachhaltige Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung» befasste sich in verschiedenen Studien mit den künftigen Herausforderungen für das «Bauwerk Schweiz» und welche Möglichkeiten sich für eine nachhaltige Entwicklung in diesem Bereich eröffnen. Mit Blick auf die künftige Planung kommt der Synthesebericht zu folgenden Schlüssen:
- Sorgsamer Umgang mit der Schlüsselressource Fläche
Innerstädtisch – sowohl über als auch unter der Oberfläche – bestehen beträchtliche Nutzungsreserven. Für die angestrebte Verdichtung der bestehenden Siedlungen eröffnen sich mit der Umnutzung von brachliegenden Industrie- und Bahnarealen sowie mit der Nutzung des Untergrundes erhebliche Entwicklungspotenziale. Um diese verfügbar zu machen, bedarf es eines hochintegrativen Planungsansatzes. In diesem Kontext unterstützen wir Städte- und Siedlungsplaner mit einer koordinierten Verkehrs- und Infrastrukturplanung sowie spezialisierten Fachplanungen wie Umwelt, Vermessung, Baulogistik, Akustik, Rückbau oder Sicherheit/Brandschutz. - Infrastruktur ganzheitlich betrachten
Die integrale Behandlung von Siedlung, Verkehr, Infrastruktur und Landschaft unter Berücksichtigung der Ressourcen erfolgt erst zaghaft und unvollständig. Eine sektorenübergreifende Planung ist auch im Bereich der technischen Infrastrukturen erforderlich. Noch immer werden Strassen, Bahnen, Gas-, Wasser- und Stromversorgung oder Kanalisation weitgehend unabhängig voneinander geplant und erstellt. Auch für uns als Planer führt dieser Umstand immer wieder zu herausfordernden Schnittstellen.
Wir bieten dank umfassendem Know How in allen Infrastrukturbereichen eine integrale Planung über sämtliche Disziplinen. Unsere Realisierungskompetenz fliesst bereits in die frühe Planung ein und ermöglicht eine nahtlose Projektabwicklung von der ersten Idee bis zu Bauübergabe. Generalisten und Spezialisten arbeiten dabei Hand in Hand.
Quellenhinweis:
Nationales Forschungsprogramm 54 «Nachhaltige Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung»
Schweizerischer Verband Kommunale Infrastruktur SVKI